Über das Postwesen

Die Geschichte des Postwesens in Alfeld ist älter als mancher vermuten mag. Die erste Erwähnung einer Post findet sich bereits im Jahre 1749 und kam damals in die Hände einer Familie Küster, bei der sie fast hundert Jahre blieb, bis sie 1834 an den Postexpeditor Cölln überging, dem Jahre 1852 der Postmeister Röhrsen im Amte folgte, unter welchem die oben erwähnte Verlegung des Postamtes nach dem Stadtinnern, und nach dem „Unter der Kirche“ gelegenen Hause des Postmeisters.

Nur sieben Jahre später, also 1756, ist erstmalig von einer „Reitenden Post“ auf der Strecke Hildesheim-Alfeld-Eschershausen-Paderborn-Köln die Rede. Seinerzeit soll sich das Alfelder Postzimmer in einem niedrigen zweistöckigen Haus auf dem Grundstück der späteren Maschinenfabrik Kappe (heute Landhandel) befunden haben, gegenüber des Mitte der 1850er Jahre entstandenen Bahnhofs. Mit Entstehen der Heerstraße von Hannover nach Kassel (der heutigen B3), wurde um 1769 eine neue (hölzerne) Leinebrücke gebaut und damit zog die Post in den „Neuen Krug“ der sich auf dem heutigen Normann-Platz befand. 1838 erhielt die Stadt hier auch einen Anschluss an die fahrende Post, also eine Haltestelle für Postkutschen und damit eine tägliche Postkutschen-Verbindung nach Hildesheim.

Als am 31.07.1854 die ersten Züge zwischen Göttingen und Hannover pendelten, sollte sich Alfeld, dass in diese Strecke als Haltepunkt mit eingebunden war, nachdrücklich verändern und weiterentwickeln. Selbstredend veränderte sich auch das Postwesen nachhaltig, so waren die Tage der „Post-Expedition“ im Neuen Krug gezählt.
Das Jahr 1855 war für die Stadt verhältnismäßig arm an größeren, erwähnenswerten Ereignissen. Die wohl größte Veränderung ist die Verlegung des Postamtes vom Neuen Krug in das Stadtinnere und die Einrichtung einer „elektro-magnetischen Telegraphenstation“.


Ab 1855 ging der Alfelder Bürger seinen Postgeschäften im Haus Nummer 7 in der Straße „Unter der Kirche“ nach. Dieses Haus wurden nach dem großen Stadtbrand von 1846 neu aufgebaut. Die obere Etage dieses Gebäudes enthielt die Wohnung des Postvorstehers. Insgesamt vier Räume im Erdgeschoß wurden durch den Postverkehr in Anspruch genommen. In dem Haus Unter Kirche verblieb das Postamt bis zum Jahre1886, ehe es in die Leinstraße 30 verlegt wurde. Dort hatte am 17. Januar 1885 der Kaufmann A. Menge die Liegenschaften erworben und auf diesen Grundstücken nach Abbruch der alten Gebäulichkeiten ein neues Postgebäude erbaut, welches er der Kaiserlichen Oberpostdirektion in Hannover vom 1. Januar 1886 an auf 25 Jahren bis zum 31. Dezember 1910 vermietet. Der Mietvertrag wurde später verlängert. Noch heute erinnert an der Giebelfassade des Gebäudes, in dem sich seit Jahrzehnten ein Uhren- und Schmuckfachgeschäft befindet, ein Pferdekopf und ein Posthorn an die Postgeschichte des Hauses.

1927 wurde das neue Postamt 1 an der Bahnhofstraße in Betrieb genommen und entwickelte sich über die Jahrzehnte zur „Hauptpost“, einem Dreh- und Angelpunkt des Postwesen in Alfeld – dort befand sich auch bis 1969 auf dem Hof die Kraftpoststelle. Von hier aus starteten die für damalige Zeit mächtigen Kraftomnibusse zu ihren Überlandtouren. Später gesellte sich das Brief- und Paketverteilzentrum dazu.

Am nördlichen Ende der Hannoversche Straße baute 1969 die Bundespost eine „Kraftfahrstelle“ mit Pflegeboxen und Wohnhaus (heute ALDI). Mit dem Wandel der ehemaligen Deutschen Bundespost in eine börsennotiertes Unternehmen wurde die Personenbeförderung aufgegeben, in dessen Folge die Post diese Pflegestation an den TÜV verpachtete und im Wohnhaus für Alfeld-West und Limmer eine kleine Poststation einrichtete. Aber auch diese Außenstelle wurde im Zuge von weiteren Umstrukturierungsmaßnahmen innerhalb des Postkonzernes in den frühen 2000er Jahren aufgegeben und 2007 endgültig abgerissen. Hier erinnert heute nichts mehr an die Kraftfahrstelle der ehemaligen Deutschen Bundespost.

Die Post hielt in Alfeld insgesamt zwei Poststellen für die Laufkundschaft vor. Die zweite befand sich bis Ende der 1990er Jahre in der Holzer Straße, in der „Kuhlmann’schen Villa“ – in Alfeld auch gerne bis dahin „Kleine Post“ genannt. Aber auch diese Filiale verschwand im Zuge der noch immer voranschreitenden Umstrukturierung der Post und durch die Neuschaffung der heutigen Postfiliale in der Paulistraße, die ab 2000 in den ehemaligen Geschäftsräumen von „Dettmer“ entstand. So kann der Alfelder bis heute seine Postgeschäfte wieder zentral in der Innenstadt erledigen.

Die stetigen Veränderung im- und die Anforderungen der neuen Zeit an das Postwesen veranlassten die Entscheidungsträger schlussendlich die Hauptpost an der Bahnhofstraße im Jahr 2012 vom Netz und außer Betrieb zu nehmen. Damit endete die bis dahin 85jährige Postgeschichte in dem in ständerbauweise errichteten Dienstgebäude. In dieser ganzen Zeit hat sich dieses Bauwerk innen und außen nahezu unverändert über die Jahrzehnte erhalten.

An Stelle des innerstädtisch gelegenen Postamtes trat das lokale Brief- und Paketverteilzentrum im Gewerbegebiet Limmer, das strategisch günstiger an der B3 gelegen ist und vorher einen Baustoffhandel beherbergte.


Julius Eduard Müller schrieb in seinem Buch „Hundert Jahre Alfelder Leben
im Rahmen des Weltgeschehens 1835-1935″ folgendes übert das Postwesen in Alfeld
(obiger Text entstammt in weiten Teilen von Müller)

Das Jahr 1855 war für unsere Stadt verhältnismäßig arm an bemerkenswerten lokalen Ereignissen. Nur auf dem Gebiete des Verkehrswesens brachte es eine wichtige Umgestaltung und einen bedeutsamen Fortschritt, nämlich die Verlegung des Postamtes vom Neuen Krug nach dem Stadtinnern um die Einrichtung einer „elektro – magnetischen Telegraphenstation“.

Der Neue Krug war die hiesige Fahrpost – Station, und deshalb war natürlich dort auch das Postamt. Dasselbe ist gegründet worden im Jahre 1749 und kam damals in die Hände einer Familie Küster, bei der sie fast hundert Jahre blieb, bis sie 1834 an den Postexpeditor Cölln überging, dem Jahre 1852 der Postmeister Röhrsen im Amte folgte, unter welchem die oben erwähnte Verlegung des Postamtes nach dem Stadtinnern, und nach dem „Unter der Kirche“ gelegenen Hause des Postmeisters (jetzt Horst – Wessel – Straße Nr. 7, Besitzer Karl Wiegand). Das nach dem Brande von 1846 neu aufgebaut worden war. Die obere Etage dieses Gebäudes enthielt die Wohnung des Vorstehers, während vier Räume im Erdgeschoß durch den Postverkehr in Anspruch genommen wurden.

Über die Verbindungen von und nach Alfeld ist folgendes zu berichten: In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts, als Alfeld zuerst in den Postverkehr eintrat, wurde seine Verbindung mit der Außenwelt durch die Hannover – Kassler Post hergestellt, mit der später eine direkte Brief – oder eine sogenannte Karriolen Post nach Einbeck verbunden wurde. Im Anfang dieses Jahrhunderts ward Alfeld ebenfalls durch eine Briefpost mit Hildesheim in direkte Verbindung gesetzt, an deren Stelle wahrscheinlich 1839 eine Fahrpost trat, Im Jahre 1853, als die Bahn von Hannover bis Alfeld zuerst befahren wurde, ging auch diese Fahrpost ein, nachdem die Briefpost zwischen Alfeld und Einbeck schon früher aufgehoben war, und an ihre Stelle trat die Fahrpostverbindung mit Eschershausen, die 1868 aufhörte. Die Fahrpost nach Delligsen wurde in den Jahren 1869 eingerichtet. Eine viele Jahre hindurch bestehende Verbindung mit Wrisbergholzen ging ein, als die Bahn hinter den Bergen dem Betrieb übergeben war. Jetzt gehen bekanntlich von hier aus sechs Kraftwagenlinien, und zwar nach Grünenplan, Einbeck, Gandersheim, Hildesheim, Duingen und Banteln.

In dem Hause Unter Kirche verblieb das Postamt bis zum Jahre1886. Wo es nach der Leinstraße verlegt wurde. Dort hatte unterm 17. Januar 1885 der Kaufmann A. Menge die Liegenschaften des Ackerers Nolte und des Drechslers Sebohm erworben und auf diesen Grundstücken nach Abbruch der alten Gebäulichkeiten ein neues Postgebäude erbaut, welches er der Kaiserlichen Oberpostdirektion in Hannover vom 1. Januar 1886 ab auf den Zeitraum von 25 Jahren, mithin bis zum 31. Dezember 1910, gegen eine jährliche Entschädigung von 3950 Mark vermietete. Der Mietvertrag wurde später verlängert, Im Jahre 1927 wurde das neue Postgebäude an der Bahnhofstraße (Adolf – Hitler – Straße) in Betrieb genommen.

Bis zur Errichtung des Norddeutschen Bundes war das Postwesen in den deutschen Ländern ein sehr buntscheckiges, und auch dann ging es mit Vereinheitlichung und Reformen noch sehr langsam vorwärts. Selbst nach Gründung des Deutschen Reiches im Jahre 1871 behielten mehrere deutsche Einzelstaaten, z. B. Bayern, ihr eigenes Postwesen.

Einen gewaltigen Fortschritt brachte die Gründung des Weltpostvereins, die hauptsächlich ein Werk des Staatssekretärs des Deutschen Reichspostamts, Generalpostmeister Heinrich von Stephan, war der schon im Jahre 1868 eine Denkschrift betr. Herstellung einer Weltpostgemeinschaft veröffentlicht hatte. Die Gründung des Weltpostvereins erfolgte im Oktober 1874 in Genf.

Um diese Zeit begann auch in Alfeld ein starker Aufschwung des Postverkehrs, der eine Folge der erfreulichen Aufwärtsentwicklung von Industrie, Handel und Gewerbe in unserem engeren Wirtschaftsgebiete war.


Anm. der Redaktion:
Julius-Eduard Müller war von 1905 bis 1936 „Hauptschriftleiter“ (Chefredakteur) der Alfelder Zeitung und ragte als besondere Persönlichkeit heraus und prägte damit die Zeitung. Der aus Sachsen stammende Redakteur hat in seiner über 30jährigen Schaffenskraft der Alfelder Zeitung ein besonderes Gesicht gegeben. Obwohl Müller nicht aus der Gegend stammte, gelang es ihm innerhalb weniger Jahre die Landschaft um Alfeld mit seinen Lesern für sich zu gewinnen. Ohne den politischen und allgemeinen Teil zu vernachlässigen widmete er sich hingebungsvoll, verbunden mit starkem Einfühlungsvermögen, dem Heimatteil der Zeitung. Unbestritten war er es, der im besten Einvernehmen mit seinem Verleger die Alfelder Zeitung zu einer echten Heimatzeitung machte. Die nachfolgenden Redaktionen knüpften an diese erfolgreiche Tradition an und setzen damit seine Arbeit fort.

Julius-Eduard Müller verstarb in der Nacht vom 28. Februar auf den 1. März 1939 im Alter von 70 Jahren.