Öl- & Grützenmühle

Vielen, vor allen älteren Alfeldern ist der heutige Parkplatz bei „La Patria“ noch in guter Erinnerung, allerdings als Parkplatz des ehemaligen Hallenbads das 2012 seinen Platz in der AlfelderZeitgeschichte fand und abgerissen wurde.

Dem gleichen Schicksal konnte sich die Öl- und Grützemühle, liebevoll auch „Fuchsbau“ genannt, nicht entziehen. Dieses „Mehrfamilienhaus“ gehörte den damaligen Hannoverschen Papierfabriken (heute Sappi) und stand bis 1972. Dieses Haus war für die Kinder seinerzeit ein herrliches Spielparadies.
Den Namen „Fuchsbau“ verdankte es seinem Standort – tief in die Mulde des Südwalls geduckt konnte man von der Straße her nur seinen Dachgiebel sehen. Der tiefe Standort dieses Hauses war der Grund, warum dieses Gebäude im 18. Jahrhundert als Ölmühle benutzt wurde. Das Warnewasser, aus den oberen Anlagen kommend, floss unter der Winzenburger Straße hindurch, musste dann einen Höhenunterschied von ca. acht Metern überwinden, um dann ruhig am Haus entlang Richtung Leine weiterzufließen. Die Kraft des Wassers hatten die Alfelder erkannt, und es wurde diese Mühle gebaut, in der man aus Raps Öl gewann.

Das Wasser der Warne floss immer dicht an den irgendwann rissig gewordenen Kellerwänden entlang. Führte die Warne Hochwasser, drang das Wasser in den Keller ein. Damals hielt man zur Selbstversorgung noch Schweine im Keller, die bei Hochwasser der Warne herausgeholt und auf den höherliegenden Hof gebracht werden mussten. Auch aus diesen Gründen sollte schon 1952 das Haus wegen Baufälligkeit abgerissen werden. Aber durch die damals noch herrschende Wohnungsnot wurde das altes Haus wieder voll bezogen und bot noch weiter Jahre hindurch Wohnraum für Werksangehörige der Papierfabrik.

1972 fiel es dann endgültig der Planierraupe zum Opfer und wurde eingerissen, planiert und zugeschüttet, bis auf den Keller. Hier versäumte der Legende nach der seinerzeitig allseits bekannte Abrissunternehmer aber die Kellertüren offen stehen zu lassen. Das Wasser der Warne hat über die Jahre hinweg sich seine nalten Weg gesucht, so dass, nachdem die Türen weggefault waren, der aufgeschüttete Boden immer wieder nachgab und zum Teil große Senken im danach entstandenen Parkplatz des Alfelder Hallenbads (heute La Patria) am Südwall, entstanden die immer wieder aufgefüllt werden mussten.

Alle Fotos 1968


Öl- und Grützemühle am Südwall originalgetreu wiederhergestellt

Was bis vor Kurzem noch unter dem Parkplatz bei „La Patria“ als Bauschutt schlummerte, ist jetzt originalgetreu nach kürzlich gefundenen historischen Bauzeichnungen liebevoll wiederaufgebaut worden.

Im Archiv von alt-alfeld tauchten vor einiger Zeit durch Zufall die originalen, historischen Bauzeichnungen wieder auf. Aufgrund der Problematik mit dem immer wieder entstehenden Bodenabsenkungen entschied man sich kurzerhand, den „Fuchsbau“ wieder auf die immer noch erhaltenen Kellerfundamente aufzubauen. Sehr zur Freude der Verantwortlichen fand man in den freigelegten Fundamenten noch gut erhaltenes Überreste des ehemaligen Hauses, so dass unter Zuhilfenahme dieses Originalmaterials die Mühle in kürzester Zeit wieder rekonstruiert werden konnteso konnte doch einiges an Geld eingespart werden.
Über den weiteren Verwendungszweck, ob es als Wohn- oder Veranstaltungshaus genutzt werden soll, muss noch entschieden werden.

Erstveröffentlichung am 1. April 2023