Der Wochenmarkt

Der Alfelder Wochenmarkt –
Markttreiben im Herzen der Stadt

„So wie man bei einem Menschen viel in den Augen sehen kann, so kann man bei Marktplätzen viel über die Orte erfahren…“
Die Mitte einer Stadt ist der Markt – als Stätte des Austauschs von Gütern, aber ein Wochenmarkt ist auch Kommunikationszentrale – Treffpunkt der Gesellschaft einer Stadt.

Der Marktbrunnen 1913

Der Markt wurde einst als Notwendigkeit zur Versorgung der städtischen Bevölkerung entwickelt.
Heute ist ein Marktbesuch auch ein emotionales Bekenntnis zu seiner Stadt.
Ein Bummel über den Markt gibt Aufschluss über das innerstädtische Leben und zeigt die Seele der Stadt.
Der Wochenmarkt der Stadt Alfeld ist die älteste und bis heute beibehaltene Tradition, die sich seit etwa zu Zeiten der Stadtgründung im 13. Jahrhundert um die Leinefurt herum etabliert hat. Ein Markt versorgte zunächst die städtische Bevölkerung mit Frischwaren. Bald war es das Zentrum des Handels und verschiedener Gewerbe, die sich um den Marktplatz herum ansiedelten Eine hohe Bedeutung kam dem Marktbrunnen zu. Ist er heute oft nur noch ein Zierelement, so war er zu Zeiten ohne Frischwasserversorgung in den Häusern der Bürger notwendig als Tränke für die Lasttiere und zum Reinigen der feilgebotenen landwirtschaftlichen Erzeugnisse.

Ein Markt war zu „Vorsupermarktzeiten“ in erster Linie die Lebensmittelquelle. Zunehmend wurde in Alfeld nach Angebot differenziert und es gab parallel zum Wochenmarkt mit Marktbeschickern aus der Region auch Hartwaren-, Stoff- und Viehmärkte mit reisenden Händlern. Ebenfalls wurden reine Vergnügungsmärkte im Jahreslauf wiederholt.

Ab 1893 gab es immer am ersten Dienstag im März einen Viehmarkt. Jahrmarkt und Weihnachtsmarkt steigern bis heute die Attraktivität des Stadtbildes und ein Besuch des heute immer noch am Donnerstag nach Nikolaus stattfindenden Jahrmarktes mit seinem dazugehörigen „Prost Jahrmarkt“-Gruß (wer es versäumte, als Erster diesen Ruf auszubringen, muss nach wie vor einen ausgeben) gehört für viele Bürger einfach zur Teilnahme am öffentlichen Leben dazu.

So ist der Marktplatz in Alfeld – wie in vielen anderen Städten gleicher Entstehungszeit – das Herz der Stadt und wird auch als solches empfunden.

Nach kriegsbedingter Pause fand aus diesem Grund ab dem Jahre 1948 auch wieder ein wöchentlicher Markt statt. Nach einer Auslagerung des Wochenmarkts erst in die Perk-, später in die Bornstraße, wurde er ab etwa 1990 wieder auf den ursprünglichen und mittlerweile autofreien zentralen Platz vor dem Rathaus verlegt.

Gewandelt haben sich allerdings seitdem die Gründe, das nun mittwochs und sonnabends stattfindende Marktgeschehen zu besuchen. Im Laufe der letzten Jahre hat eine Rückbesinnung auf die Kernfunktion eines Wochenmarktes stattgefunden. Die bewusste Entscheidung frische Produkte aus der Region direkt beim Erzeuger kaufen zu können, sich zu informieren über Anbau und Herkunft und zudem als Kunde wahrgenommen zu werden, ist es, was heute den Gang zum Markt veranlasst. Ökologisch vertretbar soll es sein. Als Konsument verzichtet man so auf lange Transportwege und stärkt die Wirtschaftskraft der Erzeuger und Produzenten aus der Umgebung.

Die direkte Konkurrenz zu den örtlichen Nahversorgern gibt es seit dem Verschwinden der „Tante Emma“-Läden nicht mehr, und die Filialen von meist dezentralen Supermärkten sehen den gefüllten Einkaufskorb vom Wochenmarkt nicht als Konkurrenz. Zudem gibt es heutzutage bedeutend weniger Gärtnereien mit Ladengeschäften, so dass auch im Bereich Zier- und Nutzpflanzen auf dem Markt noch genau das zu finden ist, was man in Haus und Garten anpflanzen möchte.

Der heutigen Lebenssituation kommt es ebenfalls zu Gute, dass auf dem Markt alles in kleinen und vor allem selbstbestimmten Mengen gekauft werden kann. Nebenbei profitiert auch der umliegende Einzelhandel von der Vitalisierung der Innenstadt. Stammkunden schätzen aber in erster Linie die typische Marktatmosphäre und somit ist und bleibt der Marktplatz die zentrale Kommunikationsplattform mit hohem Stellenwert im gesellschaftlichen Leben eines jeden Alfelders.

Heute undenkbar: (noch) lebendes Federvieh wird auf dem Markt feil geboten. Seine Artgenossen daneben könnten „frischer“ nicht sein…
Es geht langsam wieder bergauf: Markttreiben in Alfelds „Guter Stube“ Als es wohl auch in der Perkstraße zu eng wurde, wechselte der zwischenzeitlich etablierte Wochenmarkt, der jetzt schon jeden Mittwoch- und Sonnabendvormittag stattfand, in die Bornstraße.

Der Marktplatz wurde im Rahmen der Altstadtsanierung ebenfalls zur Fußgängerzone, so dass ab etwa 1990 der traditionelle Wochenmarkt mit seinem bunten Markttreiben, umrahmt von Fachwerkhäusern von Bäumen umsäumt, wieder dort stattfindet, wo er in Alfeld hingehört.

1964 in der Perkstraße: Schietwetter – Die Gesichter sprechen Bände „Die Mitte einer Stadt ist der Markt!“ Bornstraße 1977: Nach dem Einkauf geht’s gleich zum Marktstand nebenan. Die obligatorische „kommunikative“ Bratwurst darf bei einem Wochenmarkt besucht nach wie vor nicht fehlen.

Damals wie heute findet der Wochenmarkt im Schatten des Rathauses nach wie vor zweimal die Woche statt: immer Mittwoch- und Sonnabendvormittag und ist damit als Handels- Gesellschafts- & Kommunikationszentrale unerlässlich für das Alfelder Leben.

Der Wochenmarkt in der Bornstraße

Der Wochenmarkt heute.