Kehrel, Wilhelm

Wer war „WK“?

Auf den Spuren des Malers, Künstlers und Lehrers Wilhelm Kehrel, der das Alfeld Stadtbild prägte

Viele Alfelder werden schon eines seiner Werke gesehen haben, es vielleicht für selbstverständlich hinnehmen. Doch um den Künstler, der sie geschaffen hat, ist es ruhig geworden. Er hat sichtbare Spuren hinterlassen in Alfeld, doch seine eigenen liegen heute nicht so offen. Dabei hat Wilhelm Kehrel in Alfeld nicht nur gelebt, gelehrt und gemalt, sondern buchstäblich Geschichte geschrieben.

Peter Alwin Pinnen hat in den fünfziger Jahren in Alfeld an der pädagogischen Hochschule Alfeld studiert und ist der Stadt seit damals aufs Engste verbunden. Aus Neugier, wer sich hinter dem Signet „WK“ verbirgt, hat er sich auf Entdeckungsreise in ein hochinteressantes Stück Alfelder Geschichte gemacht:

An dem Gebäude der ehemaligen „Berufs- u. Berufsfachschule“ Ecke Kaland-/Blücherstraße befindet sich seit 1953 ein großes Sgraffito. Es zeigt junge Menschen bei der Arbeit. Signiert wurde das Bild mit „WK“. Noch heute befindet es sich am Gebäude.
Alfelder, die nach 1960 die „Dohnser Schule“ besucht haben, werden sich an ein anderes Alfelder Sgraffito erinnern, das sie viele Jahre ihrer Schulzeit begleitet hat: Es befand sich an dem großen vorderen Giebel des Schulgebäudes und zeigte einen Hirten mit Schafen und einen Hund. Auch dieses Werk stammte von „WK“. Vor einigen Jahren wurde am Gebäude der „Dohnser Schule“ eine Wärmedämmung vorgenommen, die es mit sich brachte, dass das Sgraffito nun – leider! – nicht mehr zu sehen ist.

Die Aula der alten Berufsschule in der „Kalandstraße“ erhielt 1954 ein Wandbild, gemalt von „WK“ und 1957 schuf er für den „Konsum“-Markt in Alfeld und 1960 ein Sgraffito.
Für die „Steinbergsche Kapelle“ der St.-Nicolai-Gemeinde Alfeld entwarf „WK“ 1952 eine Ehrentafel. Geschnitzt wurde diese Tafel von Emil Osten.

Doch mit großen Wandgemälden und Tafeln war Kehrels künstlerisches Talent beileibe nicht ausgeschöpft: Als 1952 in Alfeld der Neubau der Berufsschule erfolgte, fertigte „WK“ für den damaligen „Berufsschulzweckverband des Kreises Alfeld“ eine Urkunde an. Diese wurde in den Hauptpfeiler des Gebäudes eingemauert, 20. Oktober 1952.

1960 war „WK“ in der „Kaufmännischen Berufsschule“ in Alfeld tätig. Er schuf für die Wand im Treppenhausaufgang ein eigenes Sgraffito.

Bild unten: „WK“ verfolgt 1960 die Arbeiten an der Malerei im Treppenhaus der ehemaligen „Kaufmännischen Berufsschule“ Alfeld

Bild oben: 1960 war Wilhelm Kehrel in der „Kfm. Berufsschule“ in Alfeld tätig. Er schuf für die Wand im Treppenhausaufgang ein Sgraffito

Am 11. Oktober 1969 erfolgte in Alfeld die Grundsteinlegung für die neue katholische St. Marienkirche. Die alte Kirche musste abgerissen werden musste, da der Untergrund das alte Gotteshaus nicht mehr trug und es einzustürzen drohte. In einer Urkunde wurde dieses Ereignis festgehalten und dem Grundstein beigelegt. Den Text der Urkunde schrieb ebenfalls „WK“, siehe Bild unten.

Auch an den Anfängen einer Alfelder Großveranstaltung war Kehrel beteiligt: In Alfeld findet seit 1960 alle zwei Jahre ein Heimattreffen „Hirschberg Stadt und Land“ mit dem „Partnerkreis Alfeld/Leine“ statt. Die Einladungen für die Treffen eins bis fünf hat kein anderer entworfen als „WK“.

Doch nicht nur in der Kernstadt Alfeld stößt man auf Spuren Kehrels künstlerischen Wirkens.
Geht man in die nähere Umgebung Alfelds, so findet man am Gebäude der ehemaligen Mittelschule in Gronau (Sporthalle) und an der Sporthalle in Föhrste jeweils ein Sgraffito. Ersteres schuf „WK“, das zweite hat er entworfen.
Aus gesundheitlichen Gründen konnte er nicht mehr auf ein Gerüst klettern. Ewald Wienecke vollendete das Werk.

1952 schuf er für die „Berufs- und Berufsfachschule Lamspringe“ eine Hinterglasmalerei. Seine Tätigkeit als Lehrer und malender Künstler blieb nicht ungewürdigt. Im März 1974 ernannte die

Maler- und Lackiererinnung Alfeld Kehrel zu ihrem Ehrenmitglied: „In dankbarer Anerkennung seines über 30-jährigen Wirkens als Mitglied der Maler- und Lackiererinnung Alfeld sowie als bewährter Ausbilder unseres Nachwuchses ernennen wir hiermit Herrn Oberstudienrat Wilhelm Kehrel zum Ehrenmitglied“, lautet die Begründung in der entsprechenden Urkunde.

Zusammengetragen von Peter Alwin Pinnen
Alle Bilder stammen aus dem Besitz der Familie Kehrel

„WK“ (mit Zigarre) und sein Mitarbeiter Ewald Wienecke (vorn) bei der Arbeit
Als 1952 in Alfeld der Neubau der Berufsschule erfolgte, fertigte „WK“ für den „Berufsschulzweckverband des Kreises Alfeld“ eine Urkunde an. Diese wurde in den Hauptpfeiler des Gebäudes eingemauert (20.10.1952)
 
In Alfeld findet seit 1960 alle zwei Jahre ein Heimattreffen – „Hirschberg Stadt und Land“ mit dem „Partnerkreis Alfeld/Leine“ – statt. Die Einladungen für die Treffen eins bis fünf . wurden von „WK“ entworfen Bei der Arbeit an dem Sgraffito in der „Kfm. Berufschule“ in Alfeld
  1952 schuf er für die „Berufs- und Berufsfachschule Lamspringe“ eine Hinterglasmalerei  

Biographie

Wilhelm Kehrel,
geb.1913 in Beuren/Kreis Worbis, gest.1984 in Alfeld

1928-1938: Ausbildung vom Malerlehrling zum Malermeister
1931-1934: Besuch der „Handwerker- und Kunstgewerbeschule Hannover“
1939-1942: Soldat, nach Verwundung und Oberschenkelamputation aus der Wehrmacht entlassen
1943-1945: Gewerbe- und Gewerbeoberlehrer in Sorau/Lausitz
1945 : Flucht nach Hannover
1945 : Wechsel nach Alfeld

Berufliche Tätigkeit an der „Berufs- Berufsfachschule in Alfeld“:

ab 1. November 1945 Gewerbeoberlehrer
1971 bis 30. September 1973 Oberstudienrat

In dankbarer Anerkennung
seines über 30-jährigen Wirkens
als Mitglied der Maler- und Lackiererinnung Alfeld
sowie als bewährter Ausbilder unseres Nachwuchses
ernennen wir hiermit

Alfeld/Leine im März 1974 Die Maler- und Lackiererinnung Alfeld“

Das Kunstgewerbe

von Gewerbe-Oberlehrer K e h r e l (aus der „Berufsschulfestschrift 1953″)

Seit Urzeiten, solange Menschen diesen Erdball bewohnen, ist Kunst eine der wichtigsten geistigen Ausdrucksmöglichkeiten des Menschen. Hier sind den Möglichkeiten Tür und Tor geöffnet, der Jugend zu sagen: „Es gibt noch andere Dinge zwischen Himmel und Erde, als z.B. die greifbare und faßbare Maschine, das Symbol des Rationalen. Es gibt noch andere Dinge zwischen Himmel und Erde, zwischen Mensch und Ewigkeit, zwischen Geld und Idee! Es gibt neben der Materie, die denkbar und greifbar uns umgibt, die weiten Gefilde des Geisteslebens, die von den Menschen durch die Gabe ihrer Gestaltungskraft sichtbar gemacht werden können!“
Die Verhältnisse an der Berufsschule sind ganz anders gelagert als an den allgemeinbildenden Schulen. Die Entwicklung, welche die einzelnen Abteilungen im Kunstgewerbe genommen haben, sind absolut auf die Belange des Faches abgestellt.

Sie ist zeitnahe und schwimmt nicht in den sogenannten „höheren künstlerischen Sphären“. Die jungen Menschen werden so weit mit den Dingen der Kunst vertraut gemacht, als im Rahmen des Unterrichts notwendig ist. Farbenlehre, Farbenmischen, Farbstimmung und farbdynamische Grundsätze nehmen einen breiten Raum ein. Dieses dient der große Aufgabe, mit den Kräften der Farbe den Kampf gegen Schmutz und Nachlässigkeit zu führen, mit farbigen Stimmungen lebendige Anregungen in den Außenräumen von Stadt und Land, in die Räume der Arbeit wie in die Räume für Fest und Feiern und erst recht in die Wohnräume der Menschen zu bringen. Goethe hat einmal gesagt. „Farben sind Taten und Leiden des Lichts.“ Daß die Wirkungen der Farben nicht zu Leiden werden, dafür trägt die Erziehung in den Klassen des Kunstgewerbes an erster Stelle die Verantwortung.

Auch auf Schriftzeichen und -schrieben mit Pinsel und Feder wird größtes Gewicht gelegt. Der Zweck der Schrift kann ein schmückender, ein werbender oder mitteilender sein. Er bestimmt die Charakteristik der Schriftbilder, und jedes Schriftbild soll sich von einem anderen zweckentsprechend unterscheiden.
Es ginge zu weit, würde ich alle Berufe der kunstgewerblichen Abteilung hervorheben, die an unserer Schule in Alfeld vertreten sind. Maler, Graphiker, Goldschmiede, Papiermacher und Friseure. Alle haben die Aufgabe mit beizutragen, das Schöne zu pflegen und im tieferen Sinne schöpferisch zu wirken.
Daß der Weg, den die Abteilung geht, der richtig ist, wird durch die Tatsache bewiesen, daß schon viele Schüler zu tüchtigen Vertretern ihres Berufes geworden sind und noch ständig gern mit uns in Verbindung stehen.