Wilhelm Barner

Wilhelm Barner 1893 – 1973

Wilhelm Barner wurde am 2.Juli 1893 in Ringelheim am Harz geboren. Nach seiner Ausbildung zum Volksschullehrer unterrichte er ab 1916 in Deilmissen, ab 1936 an der Bürgerschule Alfeld. In den 1920er Jahren begann er mit seinen Forschungen zur Urgeschichte und Volkskunde des Leineberglandes. Unter anderem führte er in den 1960er Jahren umfangreiche Grabungen an der Hohen Schanze und der Winzenburg durch. In zahlreichen Funktionen setzte sich Wilhelm Barner für die Belange der Heimatgeschichte ein, unter anderem als Heimatpfleger des Landkreises Alfeld. Einer breiten Öffentlichkeit vermittelte er die Heimatgeschichte durch seine zahlreichen Vorträge und Veröffentlichungen. Nach dem 2. Weltkrieg machte er sich als Museumsleiter sich um das Heimatmuseum Alfeld verdient. Wilhelm Barner starb am 6. Mai 1973.

Ernennung zum Ehrenbürger: 2. Juli 1958

Er ist einer der wenigen, die schon zu Lebzeiten einen beinahe legendären Ruf genossen. Seine große Beliebtheit in den Städten und Dörfern des Kreises Alfeld war ihm keinesfalls in den Schoß gefallen, er hat sie sich durch unermüdliche Arbeit und hervorragende Leistung erworben. Sein Forschen und Wirken hat ihn weit über den Kreis Alfeld, ja weit über das Land Niedersachsen hinaus bekannt gemacht. Zwei Dinge, die in engem Zusammenhang miteinander stehen, kennzeichnen sein Lebenswerk: die ur- und frühgeschichtliche Forschung und das Heimatmuseum Alfeld.

Wilhelm Barner wurde am 2. Juli 1893 in Ringelheim am Harz geboren. 1914 legte er seine erste Lehrerprüfung ab und wirkte danach als junger Lehrer in den Kreisen Münden, Göttingen und Einbeck. 1916 kam er nach Deilmissen im Kreis Alfeld, wo er 1918 seine zweite Lehrerprüfung bestand. Hier kamen auch seine vier Kinder zur Welt. Im Gronauer Raum setzte er zum ersten Mal den Spaten an, um der Erde die Geheimnisse der Urgeschichte zu entreißen. Damit hatte er den Grundstein zu seiner eigentlichen Lebensaufgabe gelegt. Niemand ahnte damals, welche großartigen Erfolge seinen Forschungen in den nächsten Jahrzehnten beschieden sein würden. Wir erinnern nur an die Kelten-, Sachsen- und Frankenburgen im Winzenburger Raum und die reichen Funde aus der Zwischeneiszeit am Aschenstein bei Freden. Der von ihm eingerichtete archäologische Lehrpfad auf der Hohen Schanze bei Winzenburg wurde zu einem besonderen Anziehungspunkt für viele Freunde der Frühgeschichte. Für diese Forschungen brachte Wilhelm Barner neben umfassender Sachkenntnis, Lust und Liebe auch eine schöpferische Phantasie mit. Wenn wir ihn an seinen Ausgrabungsstätten besuchten, ließ er in fesselnden Erzählungen das Leben aus frühester Zeit vor unseren Augen entstehen, für ihn vermochten Steine, alte Gefäße, geschnitzte Rentierknochen und die Pfostenlöcher frühgeschichtlicher Siedlungen tatsächlich zu reden. Auf eine meisterliche Weise verstand er es, sein umfassendes Wissen einer großen Zahl anderer Menschen volkstümlich nahe zu bringen
Anfang der dreißiger Jahre wurde Wilhelm Barner ehrenamtlicher staatlicher Kulturpfleger des Kreises Alfeld. Damals veröffentlichte er ein Buch über das Land zwischen Hildesheimer Wald und Ith und legte seine erste frühgeschichtliche Sammlung an. Er war Mitarbeiter bedeutender Wissenschaftler und hielt bis in seine letzten Lebensjahre die Verbindungen zu vielen Fachkollegen des In-und Auslandes aufrecht. 1936 wurde er nach Alfeld versetzt. Um diese Zeit schrieb er die „Heimatgeschichte des Kreises Gronau“ und die „Urgeschichte des Leineberglandes“, außerdem gab er die „Blätter für Volkstum und Heimat“ heraus. Nach dem Alfelder Vorbild wurde damals in jedem Kreis ein Heimatpfleger eingesetzt, und bis 1944 übte Wilhelm Barner das Amt eines Bezirks-Heimatpflegers aus.

Nach kurzer Lehrtätigkeit an der Lehrerbildungsanstalt Alfeld kehrte er in den Volksschuldienst zurück. 1946 wurde er Geschäftsführer der „Vereinigung für Volkstum und Heimat“. Außerdem wirkte er als Dozent an der Pädagogischen Hochschule. 1949 schied er aus gesundheitlichen Gründen aus seiner Lehrtätigkeit aus, bald aber konnte er sich mit ganzer Energie seinen heimatpflegerischen Aufgaben widmen.

Nach der Zerstörung Hildesheims im letzten Kriegsjahr war die alte Alfelder Lateinschule als schönstes freistehendes Fachwerkhaus im südlichen Niedersachsen zu einem besonderen Kleinod geworden. Mit größtem Eifer setzte sich Wilhelm Barner für ihren Ausbau zu einem Heimatmuseum ein. Aus einem Kreis von Freunden dieses Hauses erwuchs der Museumszweckverband, der bis zum heutigen Tage unter Mithilfe des Landkreises und der Stadt Alfeld diese Einrichtung trägt. Sie besitzt weithin einen hervorragenden Ruf, was die nicht abreißende Kette der Besuche aus nah und fern beweist. Wilhelm Barner ließ sich bei der Einrichtung dieses Hauses von der Idee eines modernen Museums leiten: Es sollte mehr sein als eine Anhäufung von Altertümern, nämlich ein lebendiges „Haus der Heimat“. In regelmäßigen Kaminabenden kamen Historiker und Naturkundige, Dichter und Schriftsteller zu Wort, bildende Künstler eröffneten hier ihre Ausstellungen, Vorträge schlugen Brücken nach Ost- und Mitteldeutschland, selbst die Kammermusik hatte in der Veranstaltungsreihe ihren festen Platz. Oft berichtete der Hausherr selbst von seinen Ausgrabungen und Forschungen, und stets wurden in geselliger Kunde die Themen der Abende im Ratskeller weiter diskutiert, wobei häufig neue Anregungen Gestalt gewannen. Überall im Landkreis war Wilhelm Barner als Vortragender ein gern gesehener Gast, manchem Heimatfest gab seine Festrede die rechte Würze.

Von seiner streitbaren Seite lernte mancher den Naturschutzbeauftragten Wilhelm Barner kennen. Unermüdlich setzte er sich für die Erhaltung der Landschaft ein, mannhaft widersetzte er sich allen Versuchen, sie zu zerstören und zu verschandeln. Wo die unzulänglichen Gesetze nicht ausreichten, schaffte es häufig seine Autorität, Schlimmes von der Landschaft abzuwenden.

Häufig stand er im Mittelpunkt von Ehrungen. Die Brüder-Grimm-Medaille, das Bundesverdienstkreuz, der Niedersächsische Verdienstorden 1. Klasse und viele andere Auszeichnungen zeigten, dass seine Arbeit das verdiente Echo fand.

1958 ernannte die Stadt Alfeld Wilhelm Barner zu ihrem Ehrenbürger.

Immer wieder sah der Kreisheimatpfleger neue Aufgaben vor sich. Darum mochte er sich selbst im hohen Alter nicht von seiner Arbeit trennen. Auch von Zeiten schwerer Krankheit ließ er sich nicht entmutigen, erst mit seinem Tod endete sein Wirken. Sein Leben ist ein Musterbeispiel dafür, wie sich auch auf begrenztem Raum eine Persönlichkeit voll entfalten kann, wenn nur ihr geistiger Horizont weit genug ist. Für viele, die Wilhelm Barner liebten und verehrten, gibt es nun einen bitteren Abschied. Tröstlich überglänzt ihn jedoch die Gewissheit, dass er im Dienst an der Heimat ein bleibendes Werk schuf.

Quelle: Alfelder Zeitung vom 07. Mai 1973 – Heinz Linke