Röttger

Firma Carl Röttger KG. Alfeld, Paulistraße

Am 29.9.1898 gründet Carl Röttger eine Samenhandlung mit Gärtnereibetrieb am Klinsberg 6. Sein Bruder Heinrich betrieb die Baumschule.

1905 wird in der Paulistraße ein Ladengeschäft eröffnet. Neben dem Samenhandel wir im Wambeck auf dem Kreissparkassengelände (etwa in Höhe der Steinbergstraße) auf 2,5 Morgen noch eine Pflanzenzucht betrieben. Am Südwall unterhält man eine Kranzbinderei. Die Kränze wurden auf Leiterwagen teilweise bis nach Kaierde und Grünenplan gebracht. Ein Blumenverkauf und der Großhandel mit Kunstblumen und Gärtnerei-Artikeln runden das Geschäft ab.

Nach dem 1. Weltkrieg wurde vorübergehend der Einzelhandel mit Lebensmitteln betrieben. das Hauptgeschäft war aber auch zu diesem Zeitpunkt noch der Großhandel mit Sämereien. Diese wurden von Hand in Papiertüten abgefüllt. Selbst die Papiertüten wurden, der Not gehorchend, selber Im Hause von Hand gefaltet und geklebt.

Im August 1945 trat der Schwiegersohn Röttgers, Hans Durstewitz in die Firma mit ein. Aufgrund eines Beschlusses der damaligen Militärregierung, war Röttger die einzige Verteilungsstelle von Gemüse-Saatgut in ganz Südniedersachsen. In diesem Auftrage war die Firma Röttger die Bezirksabgabestelle. Hier hatten die Erzeuger die Ernte abzuliefern.
Obwohl kein Saatgut für Kleingärtner freigegeben wurde, lief der Verkauf an diese trotzdem weiter.

Am 29.9.1948 blickt „Samen-Röttger“, wie die Firma zwischenzeitlich liebevoll im Alfelder Volksmund genannt wird, auf 50-jährige erfolgreiche Arbeit zurück.
Keine 3 Monate, später am 31.12.1948, stirbt der Firmengründer Carl Röttger.

Zu Jahresbeginn, genau am 01.01.1949 tritt Karl Hans Durstewitz junior in die Firma ein. Ab diesem Zeitpunkt importiert die Firma RöttgerSaatgut und Blumenzwiebeln in Eigenregie, mit 2 LKWs mit je 15.000kg Fassungsvermögen.
Parallel betreibt man den Export von Saatgut und Gärtnerei-Artikeln. Der Ausbau der Verkaufsstelle für Saatgut & Gartenbedarf wird kontinuierlich vorangetrieben. Zur Effektivitätssteigerung stellt man Abfüll- und Verschlussmaschinen auf.

1954 wird das Ladengeschäft umgebaut, hierdurch erreichte man eine Vergrößerung der Ladenfläche von 20 auf 110 qm. Der Großhandel und Export nach Südwestafrika, Kanada, Dänemark, Mexiko, Norwegen, Italien und Spanien wird ausgeweitet.
Im Jahre 1955 eröffnet die Firma Auslieferungslager bei Stade und Darmstadt. Im Zuge der Expansion werden 1956 in der Alfelder Sedanstraße
weitere Lagerräume angemietet. 1958 erhält Karl Hans Durstewitz Prokura.

Die stetige Aufwärtsentwicklung zwingt „Samen-Röttger“ 1970 zum Bau eines Lagers am Klinsberg 5 und Einrichtung eines 200 qm großen Garten-Centers. 1971 dann die Eröffnung einer Rasenmäher-Reparaturabteilung in Verbindung mit eigenen Großimporten von Rasenmähern aus England.

Am 29.9.1973 feiert die Firma Carl Röttger ihr 75-jähriges Firmenjubiläum.

Am 31.12.2000 schloss die Firma sozialverträglich für immer ihre Pforten. Es wurde dafür gesorgt, dass alle Angestellten eine neue Beschäftigung fanden was auch erfolgreich durchgeführt werden konnte.

1969 – Blick hinunter in die Paulistraße, noch ohne Schornstein

1973 – Der Schornstein schon im Bau, links unten im Bild: Röttger

1976 – Das Gartencenter, rückwärtige Ansicht vom Südwall aus gesehen. Röttger hatte hier einen mit Teer getränkten Holzzaun. Wenn die Sonne draufknallte, wurde das Zeug weich. Wenn ich mit Mama den Südwall runter inne Stadt hing, drückte ich immer die Troppen von unten nach oben annen Zaun. Hui, war die dann geladen… Zur Strafe spukte sie dann ins Taschentuch und wischte mir damit durchs Gesicht, bääääh. 🙂

1980er Jahre – Schornstein fertig, Röttger immer noch unten links

       

1990er Jahre

1998

2004

2009 – Jämmerlich, was von dieser einstmals stolzen Firma über geblieben ist.

       

Hier sind wir auf der Suchen nach weiteren Fotos.

Die Firma Röttger betätigte sich zeitweise auch als Nahrungsbeschaffungsstelle. Alles Vieh wurde gezählt und markiert, damit nicht „schwarz“ geschlachtet wurde und das Militär jederzeit Zugriff auf Nahrungsreserven hatte. Deshalb wurde vor jeder Zählung Vieh (Hühner, Schafe aber auch mitunter Kühe) in die Pflanzanlagen und die Gewächshäuser getrieben und dort versteckt (es gab 3, eines am Klinsberg, eins im Wambeck und das dritte war außerhalb der damaligen Stadtgrenzen oberhalb der Hannoverschen Straße in Richtung Limmerburg).

So war die Versorgung mit Fleisch zumindest zeitweise sicher gestellt.