1990

Das war das Jahr 1990 in Stadt und Land

Von der Bürgermeisterwahl bis zum Schützenfest:
Den Alfeldern ging der Gesprächsstoff nicht aus

Jubiläen, Feste, Vorstands- und Amtswechsel sowie Verabschiedungen: Fünf Punkte, die beim Durchblättern der Zeitungsbände der vergangenen 365 Tage sofort ins Auge fallen: 1990 bewiesen die Einwohner aus Alfeld und den Ortsteilen einmal mehr, dass sie zum Feiern immer richtig aufgelegt sind.
Auch tragisches Geschick brach über die Leinestädter herein: Das Chlorgasunglück bei Hannover Papier. (siehe auch Text weiter unten)
Ein Postraub, der Bürgermeisterwechsel, politische Entscheidungen und nicht zuletzt die Wahlen im Frühjahr und Winter sorgten darüber hinaus für jede Menge Gesprächsstoff.

Nachdem sich im Januar die Jahreshauptversammlungen der Vereine und Verbände nahtlos aneinandergereiht hatten und viele lobende Worte auf verdiente Mitglieder gesprochen worden waren, merkten die Einwohner rasch, dass es ein Jahr des Abschiednehmens werden würde: So trat an der Föhrster Grundschule nach 35 Jahren mit Schulleiterin Brigitte Kremser eine örtliche Institution in den Ruhestand. Viele Gäste und Schüler bescheinigten ihr eine natürliche Bescheidenheit und dankten außerdem für den steten Einsatz zum Wohle der Kirchengemeinde.

Zwei Monate nach dem gemeinsamen Sieg des rumänischen Volkes und des Militärs gegen den verhassten Dikator Ceausescu wurden Ende Februar zwei rumänische Kriegsversehrte im Alfelder Krankenhaus nachbehandelt

Abschiednehmen hieß es auch am 16. Februar im Alfelder Rathaus: An seinem 70. Geburtstag gab Ludwig Köbler bekannt, dass er nach 25 Jahren als Bürgermeister zurücktreten wird. Für Alfeld ein denkwürdiger Tag, denn immerhin bekleidete der Sozialdemokrat dieses Ehrenamt so lange wie kein anderer zuvor in diesem Jahrhundert in der Leinestadt.
Die Ratssitzung, bei der Ludwig Köbler verabschiedet und sein Nachfolger Jürgen Lanclée gewählt wurde, fand allerdings erst einen Monat später, am 15. März, statt. An diesem Tag wurde der Scheidende mit Lob förmlich überschüttet.

Großer Jubel herrschte dann Ende Februar, als der „ewige Vize“, Olaf Pfeiffer, den Chefsessel des Stadtjugendringes bestieg. Er setzte seither gemeinsam mit seinen Mitarbeitern neue Zeichen in Sachen Kultur.

Mit einem bunten Programm, einer Woge von Zuneigung und Verehrung, verabschiedete die St.-Nicolai-Gemeinde im März Superintendent Eggo Hafermann. Erst nach fünfmonatigen Interregnum bekam der Kirchenkreis Ende August mit Superintendent Wolfhard Pohlmann wieder ein geistliches Oberhaupt.

Ebenfalls im März zog sich AOK-Geschäftsführer Karl-Heinz Lalla zurück. Um seinen Nachfolger machte der Vorstand lange Zeit ein Geheimnis, bis schließlich Wilhelm Sandvoß bestimmt wurde.

Der April verlief – abgesehen von der AlM, die erneut Tausende von Besuchern anzog – relativ ruhig, während sich der Mai schon turbulenter präsentierte. Gleich am 1. Mai feierte der DGB zum 100. Male den Tag der Arbeit. Die Organisatoren hatten mit großem Andrang gerechnet, der allerdings ausblieb – nur wenig Publikum verfolgte die Reden in der Fußgängerzone.

Nach stundenlangem Rockspektakel in der Habermalz-Schule ging der 3. Alfelder Pop-Hammer im Mai an die Gruppe „Seasons in Colour“ aus Einbeck

Knapp zwei Wochen später war für die Bäckerinnungen Alfeld und Gronau ein bedeutender Tag: Sie schlossen sich nach 40 Jahren wieder zusammen.

Das letzte Mai-Wochenende stand dann für Dehnsen ganz im Zeichen des
75. Geburtstages des DRK-Ortsvereins. Großer Dank wurde den Aktiven für das Wirken um den Nächsten gezollt.


Der Unfall, der Alfeld traurige Berühmtheit brachte

Typischer „Hallenbad-Geruch“ in der Nähe des Werkstores von Hannover Papier war für Außenstehende das erste Anzeichen eines der schlimmsten Unglücksfälle in der 284jährigen Geschichte des Alfelder Unternehmens.
Der 17. Januar 1990 wurde zu einem Tag, da die Stadt bundesweite Aufmerksamkeit und traurige Berühmtheit erlangte. Mehr als 200 Menschen wurden nach einem Defekt beim Abfüllen von Flüssig-Chlor vom ausströmenden Gas geschädigt, einige leiden noch heute an den Folgen des Unfalls.
Die damals eher abschottende als aufklärende Informationspolitik der Firmenleitung tat ein Übriges, den Unmut der Alfelder zu schüren. Lange aufgestauter Ärger über Gestank in der Stadt brach nun zusammen mit der Furcht vor neuen Gas-Unfällen in einer großen Demonstration vor dem Werkstor hervor.
Zwar wird der Zellstoff seit Monaten nicht mehr mit Chlor gebleicht die Umstellung war ohnehin beabsichtigt – jedoch sind die Verantwortlichkeiten für den Vorfall noch immernicht geklärt. Im November erhob die Staatsanwaltschaft Hildesheim Anklage wegen fahrlässiger Körperverletzung.

Fotos von den dramatischen ersten Minuten des Chlorgas-Einsatzes geisterten durch vielen deutsche Zeitungen


Alfeld mausert sich: Mit großen Schritten geht die Stadtsanierung voran
Aufgerissene Straßen und Baulärm strapazierten die Nerven der Ortsteilbewohner

Verkehrsberuhigte Zonen, rot-grau gepflasterte Gehwege, neue Fahrbahndecken und Grünflächen… Alfeld mausert sich, das ist nicht mehr zu übersehen. So gab es in den zurückliegenden zwölf Monaten kaum einen Tag, an dem in der Innenstadt und den Ortsteilen nicht gebuddelt oder gebaggert wurde. Höhepunkt der Stadtsanierung war ohne Zweifel die die Fertigstellung des Marktplatzes im Oktober, wenn die Freude auch durch die noch ausstehende Mittelzusage des Landes für die vierte Ausbaustufe getrübt wurde.

Aufgrund des milden Wetters gingen die Pflasterarbeiten auf dem Marktplatz zügig voran. Allerdings mochten sich nicht alle Bürger mit den Steinen anfreunden

Im Großen und Ganzen gingen die fertige Bauarbeiten im Rahmen der Stadtsanierung zügig voran – daran war nicht zuletzt das milde Wetter schuld. So fiel der Startschuss für die dritte Ausbaustufe bereits am 23. April. Das natürlich nicht ganz ohne Folgen. Zum einen mussten sich die Bürger wiederum an eine neue Verkehrsführung gewöhnen und eine Menge Lärm und Schmutz in Kauf nehmen.

Nach langem Warten war es endlich soweit: Hunderte kamen Oktober zur feierlichen Einweihung des Marktplatzes. Bürgern und offiziellen Gästen war an der Nasenspitze anzusehen, dass sie sich über den im frischen Glanz erstrahlenden Platz mächtig freuten.

Am 23. Oktober – noch vor dem Stadtfest – ging dann das Tauziehen zwischen Verwaltung und Denkmalspfleger endgültig zu Ende:

Die Denkmalspflege hatte gesiegt: Trotz heftiger Proteste wurde das restaurierte Kriegerdenkmal Ende Oktober wieder auf dem Marktplatz aufgestellt

Das sanierte Kriegerdenkmal wurde trotz massiver Proteste aus dem Rathaus wieder auf dem Marktplatz aufgestellt. Bei der Einweihung des Marktplatzes am 26. Oktober zog das gusseiserne Gebilde dann auch viele kritische Blicke von Prominenz auf sich.

Der Kegelclub „Schwarzes Schwein“ hatte die Lacher beim Schützenfest auf seiner Seite. Sein Denkmal für die Denkmalspflege sprach nahezu allen Alfeldern aus dem Herzen. Nach dem Fest stellten es Clubmitglieder auf dem Marktplatz auf

Doch während der Marktplatz wie der im frischen Glanz erstrahlt, sieht es wenige Schritte weiter ganz anders aus: Die St.-Nicolai-Kirche zieren seit Juni Gerüste über Gerüste. Mit einer Millionensumme will die Landeskirche die marode Fassade erneuern – ein Ende der Arbeiten ist jetzt noch nicht abzusehen.

Alle Hände voll zu tun hatten in diesem Jahr die Mitarbeiter des städtischen Bauamtes, denn in nahezu allen Ortsteilen wurden Straße aufgerissen, Kabel, Leitungen und Rohre verlegt sowie Fahrbahnen gepflastert. Es galt Termine zwischen Landesgas, Post, Überlandwerk und den Baufirmen unter eine Hut zu bringen.

Dabei gab es nicht selten Schwierigkeiten und erboste Hausbewohner machten ihrem Unmut über unfertige Bauarbeiten während des Ortsratssitzungen Luft. Im Oktober meldeten sich verärgerte Anwohner aus Warzen zu Wort, sie warfen der Stadt unter anderem vor, dass der Ausbau der Buschstraße über ihre Köpfe hinweg entschieden worden sei.
Ziemlich lautstark ging es ebenfalls bei Anwohnerversammlungen in Limmer zu, wo die monatelangen Behinderungen durch aufgerissenen Straßen kritisiert und viele Fragen zur Erneuerung der Gas- und Wasserleitungen gestellt wurden.

Als im Mai der Richtkranz über der Sporthalle an den Berufsbildenden Schulen wehte, da freuten sich alle auf einen zügigen Fortgang der Bauarbeiten. Doch die Sportler müssen sich noch etwas gedulden. Im Dezember wurde bekannt, daß sich die Fertigstellung des 7,8-Mio-Projektes um ein halbes Jahr verzögert

Doch das war längst nicht alles was in den vergangenen Monaten für Gesprächsstoff sorgte. Schon im Januar diskutierten Unternehmensvertreter und Umweltschützer lebhaft über den Bau der neuen Biokläranlage von Hannover Papier an der Nordtangente und im März gab es neuen Ärger um die alte Deponie auf der Nummer Limmerburg – Behörden verlangten eine Nachbesserung der Betriebs-Müllkippe.

Im April rieb sich der Vorstand der Kreissparkasse Alfeld schließlich zufrieden die Hände: der mit 23 Millionen Mark sehr viel teurer als veranschlagt geratene Um- und Erweiterungsbau der Kreissparkasse am Gropius-Ring war endlich fertiggestellt. Mit Hunderten von Festgästen und Tausenden von Einwohnern fand eine große Einweihungsfeier statt.

Im Beisein zahlreicher Vertreter aus dem öffentlichen Leben bewiesen sich Bürgermei­ster Jürgen Lanclée und sein Stellvertreter Günter Schwarze Anfang Juli als Maurer. Gemeinsam legten sie den Grundstein für die Umkleideerweiterung am Hindenburgsta­dion. Das Gebäude soll für 500.000 DM erweitert werden

Während der Ferien, Mitte August, wurde es dann einigen Bauarbeitern Angst und Bange, als sie bei routinemäßigen Arbeiten am Dach der Realschule ein riesiges Loch entdeckten – das marode Dach musste fix ausgebessert werden.

Eine unangenehme Überraschung kam auch beim Austausch der Filteranlage zur Wasseraufbereitung im Hallenbad an den Tag: das gelieferte Anlageteil war 25 cm höher als geplant, so dass ich der durch die geöffnete Decke beabsichtigte Einbau unerwartet verzögerte – Kostenaufwand 160.000 Mark.

Ende November war der Jubel in Langenholzen riesig: Nach Rund 16monatigem Hin und her viel endlich die Entscheidung über den Ausbau der Warnebrücke und zwar für das ursprüngliche Planfeststellungsverfahren, die Variante 0.

Das Wetter machte wieder mal was es wollte: So wie hier an der Hannoverschen Straße sah es Ende Februar an vielen Stellen im Altkreis Alfeld aus. Mit bis zu 150 Stundenkilo­metern rüttelten orkanartige Böen an Gebäuden und Bäumen. Am Tenniscenter an den Steinköpfen flog sogar die Verkleidung der Halle weg

Last but Not least – das Wetter. Was macht ihr wie immer, was es wollte. Ganz besonders arg spielte es den Bürgern Ende Februar mit, als orkanartige Böen mit bis zu 150 Stundenkilometern an Gebäuden und Bäumen rüttelten. Autofahrer mussten viele Umleitung und lange Wartezeiten in Kauf nehmen da, umgestürzte Bäume die Fahrbahn versperrten – die Feuerwehren hatten ihre liebe Not, alle Einsätze zu bewältigen. Zur Freude der Kinder fiel dann bereits Anfang Dezember der erste Schnee. Schlitten wurden vom Dachboden geholt und Abhänge im Nu in Rodelpisten verwandelt.


Viele Feste gefeiert: Doch Freude und Leid lagen dicht beieinander
Vorstandswechsel und Jubiläen bestimmten für Alfeld die zweite Jahreshälfte

Recht fröhlich ging es Anfang Juni in Sack und Wispenstein zu. In Sack feierte der ganze Ort das 70. Bestehen des TSV – an drei Abenden war das Zelt randvoll – und in Wispenstein wurden die Verdienste ums Lied beim 125jährigen Jubiläum des MGV gewürdigt.
Ein unerwarteter Schlag traf die Alfelder Sportfreunde und die Verwaltung gleichermaßen am 12. Juni. Ein Vorbild im Amt und auf dem Sportplatz, der städtische Kämmerer Willi Nikulka, verstarb im Alter von 62 Jahren. Der Verstorbene hatte die Finanzen der Stadt seit seinem 32. Lebensjahr im Griff. Auf seinen Stuhl rückte im September der Ordnungsamtsleiter Eberhard Sokolowski.

Mit flottem Schritt durch Wald und Flur marschierten Alfelder Ratsmitglieder und viele Gäste bei der diesjährigen Grenzbegehnung am 29. Juni

Eine hohe Auszeichnung erhielten am 18. Juni das Gerzer Ehepaar Waltraut und Fritz Ladwig. Für ihren mehr als 30jahrigen Einsatz im DRK überreichte ihnen der damalige Niedersächsische Sozialminister Hermann Schnipkoweit die Landesmedaille.

Ferienpaß-Aktion der Feuerwehr Alfeld: Hunderte von Kindern verwandelten den Parkplatz an der Hackelmasch im Juli in eine bunte Spielwiese

Darüber hinaus weckte Hannover Papier im Juni erneut das Interesse der Öffentlichkeit: Der 65jährige Vorstandsvorsitzende Dr. Willi Eyberg übergab das Firmenruder an Franz Neudeck.

Nach dem Fußballtriumphzug der Deutschen Elf feierten Hunderte Anfang Juli in der Alfelder Innenstadt begeistert eine „Römische Nacht“ – Auf FFN hieß es an dem Abend im Radio: „Alfeld feiert wie Rom“ – aber vor allem: friedlich!

Im August bereiteten sich dann alle Einwohner auf das große Schützenfest vor, das vom 24. bis 27. August Tausende auf den Festplatz an der Hackelmasch zog.

Wurde beim Schützenfest wieder bewundert: Das traditionelle Fahnenschwenken

Die beiden Höhepunkte waren der Festumzug am Sonntag, der bei strahlendem Sonnenschein stattfand, und das Katerfrühstück am Montagvormittag, das bis in die folgende Nacht hinein eine riesige Schar Alfelder im Festzelt versammelte.

Trotz großer Hitze: Beim Katervesper des Schützenfestes wurde kräftig getanzt

Eine Feier nach der anderen stand schließlich im September auf dem Terminkalender. So brachten den Langenholzer Schützen zum 30. Geburtstag Hunderte einen Gruß, die Naturfreunde feierten ihr 75jähriges Bestehen mit einem Tag der offenen Tür und einem Festakt, und der SSV Limmer bot zu seinem 80. Wiegenfest ein Riesenprogramm.

Friedhelm Schier demonstrierte im September beim Jugend- und Umwelttag Umweltarbeit vor ort

Doch das war längst nicht alles, was im September anstand. Unter anderem schlug die Alfelder Post gleich zwei Fliegen mit einer Klappe: Sie lud zum einen zum 500. Geburtstag und zum anderen zur Einweihung des neuen Hauptgebäudes ein.

Massenandrang auf dem Marktplatz: Hunderte von Schaulustigen bewunderten die beiden historischen Postkutschen, die aus Anlass des 500. Geburtstages der Post auch in Alteid Station machten

Beim traditionellen Hirschberger Treffen gab es diesmal eine Premiere zu feiern: Erstmals waren in Alfeld Patenkinder aus Ost und West vereint.

Auch die Werbegemeinschaft machte im September wiederum auf sich aufmerksam. Denn nachdem Peter Meyer im Mai das Handtuch geworfen hatte, übernahm nach langer Suche nun Theo Schulte den Vorsitz.

Schmissige Klänge schallten beim Stadt­fest im Oktober aus allen Ecken

Wo Ball Rico auftaucht, versammelt er Kinderscharen um sich: Mit seinen Späßen eroberte er auch beim Stadtfest die Herzen der Kleinen im Sturm

Während ganz Deutschland am 3. Oktober den Tag der deutschen Einheit beging, hatte die Buchdruckerei P. Dobler ebenfalls allen Grund für eine große Feier: Die Firma besteht seit nunmehr 100 Jahren. Kein Wunder, dass viele Gäste die unternehmerischen Leistungen dieser Zeit lobend würdigten.

Arbeitsplatz Leine: Die Brücke bei Wispenstein hatte sich im Oktober um einige Zenti­meter gesenkt. Experten suchten per Boot nach der Ursache

Ein weiterer 100. Geburtstag stand schon zwei Tage später an, und zwar beim Alfelder Industrieverein.

Im November und Dezember begannen dann bereits die Weihnachtsfeiern, denn sie gehören zu einem ordentlichen Vereinsleben einfach dazu. So saßen überall Menschen in gemütlicher Runde beisammen und ließen die Ereignisse des Jahres nochmals Revue passieren.


Jung und Alt bauten deutsch-deutsche Kontakte auf

Eines der meistgenannten Wörter in der Bundesrepublik war 1990 ohne Zweifel die deutsche „Einheit“. Auch die Stadt Alfeld und die Ortsteile bildeten in Sachen Aufbau deutsch-deutscher Kontakte in den vergangenen Monaten keine Ausnahmen: Verbindungen zu Vereinen und Verbanden wurden geknüpft, neue Freundschaften geschlossen und sogar bei einer Vereinsgründung Pate gestanden.
Während sich andere Gemeinde- und Städtevertreter bereits Ende 1989 oder Anfang 1990 in den ostdeutschen Gebieten die Klinke in die Hände gegeben hatten, startetendie Mitglieder des Alfelder Verwaltungsausschusses erst am 8. März zu einer Stippvisite nach Sangerhausen. Gespräche und Diskussionen am „Runden Tisch“ und eine Stadtbesichtigung standen bei dieser Jungfernfahrt im Mittelpunkt. Zwar war das Zusammentreffen für beide Seiten sehr ergiebig, doch von einer Partnerschaft war keine Rede.

Deutsch-deutsche Gespräche: Der Alteider Verwaltungsausschuß startete im März zur Jungfernfahrt nach Sangerhausen. Eine Stadtbesichtigung und Gespräche standen im Mittelpunkt des Treffens

Für den MGV Röllinghausen bedeutete die Grenzöffnung das Startzeichen zur Kontaktaufnahme zu ostdeutschen Sportlern. Sie organisierten am 1. Mai in Röllinghausen ein Turnertreffen, bei dem Sportler der Betriebsportgemeinschaft „Traktor“ aus Niederndodeleben bei Magdeburg einen Einblick in ihr Können gaben.

Eine ganz besondere Art der Aufbauhilfe leistete die Alfelder AWO in Naumburg. Einige Mitglieder standen dort im Oktober bei der AWO-Ortsvereinsgründung Pate.
Und: Das DRK der Leinestadt machte sich für eine Partnerschaft mit der Gemeinde Nordhausen stark. Während sich Chormitglieder, Feuerwehrleute, Naturschützer und viele andere bei Veranstaltungen kennenlernten, beschnupperte sich auch der Nachwuchs bei gemeinsamen Aktionen.
So fuhr eine Delegation der Stadtjugendpflege im Rahmen der Ferienpass-Aktion mit Mädchen und Jungen für zwei Tage nach Sangerhausen, im Juli verbrachten Kinder aus Ost und West vergnügliche Tage im DRK-Zeltlager in Graste, und bei der Poolfete im gleichen Monat im Alfelder Freibad tummelten sich ebenfalls junge Gäste aus den mittlerweile neuen Bundesländern.

Nägel mit Köpfen machten schließlich am 12. November die drei Kreishandwerkerschaften aus Alfeld, Hildesheim und Sangerhausen: Sie besiegelten ihre Partnerschaft.


Zwei harte Nüsse für die Kripo

Auch für die Alfelder Kripo waren die zurückliegenden Monate recht turbulent: Außer der üblichen Pkw-Auf- oder Haus-Einbrüche gab es unter anderem zwei andere harte Nüsse zu knacken.
Am 9. Juni kamen maskierte Räuber eine Stunde vor Schalterschluss in das Postamt 2 an der Holzer Straße, wo sie 25 000 Mark erbeuteten. Erst im August wurde der Fall geklärt.
Ein brutaler Raubüberfall auf eine 77jährige Rentnerin aus Lamspringe beschäftigt die Kripo seit dem 30. August. Noch heute ist die Tat auf die Frau ungeklärt. Mitte November verstarb das Opfer.
Nur ungern denken die Beamten an den 3. Februar zurück, als Alfeld auf tragische Weise den Anschluss an die Drogen-Metropolen der Republik fand: Ein 27jähriger Mann war der erste Drogentote der Leinestadt. Als Mahnung für andere hatte er sich den „Goldenen Schuss“ gesetzt und blieb bislang das einzige Opfer.


Quelle: Alfelder Zeitung vom 31. Dezember 1990