1968

Alfeld im Jahre 1968
Trotz angespannter Finanzlage ging es in der Kreisstadt aufwärts

Das Jahr 1968 ist für viele von uns so schnell verflogen, als sausten wir im Raketentempo durch die Zeit. Beim Durchblättern eines Zeitungsbandes merkt man jedoch, dass es eine Fülle wichtiger Ereignisse gebracht hat. Manche aufgeworfenen Fragen werden uns auch in der Zukunft noch beschäftigen.
In erster Linie wollen wir uns in unserem Rückblick die Ereignisse der Stadt Alfeld betrachten, hier und da wird auch ein Geschehnis aus der Nachbarschaft mit eingeblendet.
Ohne sie im einzelnen kritisch zu werten, wollen wir noch einmal die wichtigsten Begebenheiten des Jahres Revue passieren lassen.


JANUAR

Minister Hasselmann war prominentester Gast der Molkerei-Einweihung

Minister Hasselmann war prominentester Gast der Molkerei-Einweihung

Der Jahreswechsel brachte viele Unfälle und die Einführung der Mehrwertsteuer. „Jetzt ist es richtig Winter geworden“ lautete eine Überschrift am 8. Januar. An diesem Tag sprach der Vorsitzende der CDU-Landtagsfraktion, Brandes, über die Verwaltungs- und Gebietsreform in Alfeld, wir schrieben darüber „Reform ohne Einsparung ist sinnlos“.Am 12. verkündete die Zeitung, dass die Volksbank im März neu baut. Am 15. berichtete sie über das mit Macht hereingebrochene Tauwetter, die Temperaturen stiegen in 36 Stunden um 25 Grad. Das Saale-Hochwasser überflutete die B 3, Überschwemmungen gab es in den Tälern der Leine und ihrer Nebenflüsse.Der Alfelder Friseur Erhard Plaschke wurde Europameister in Duisburg. Am 20. kündigten wir di e offizielle Einweihung der Molkerei Leinetal in einer großen Reportage mit dem Titel „Täglich werden 80000 Liter Milch angeliefert“ an. Am 21. wurde Volksbank-Direktor Carl Leopold feierlich verabschiedet.
Heftige Proteste der Bauern gegen niedrige Erzeugerpreise waren das Hauptthema einer Großkundgebung im Kaiserhof, auf der Dr. Giesecke vom Deutschen Bauernverband Bonn sprach. Prominentester Redner der offiziellen Molkereieinweihung am 24. war Minister Wilfried Hasselmann. Der Postsportverein meldete in seiner Jahreshauptversammlung die Zahl von 540, die SVA einen Tag später die Zahl von über tausend Mitgliedern.
Am Ende des Monats wurde in feierlicher Ratssitzung Stadtdirektor Dr. Siegmund verabschiedet und mit der goldenen Medaille der Stadt ausgezeichnet.

 

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Alfelds neuer Stadtdirektor Dr. Toetzke

FEBRUAR
Am 1. trat der neue Stadtdirektor Dr. Toetzke sein Amt an. Große Anteilnahme fand der Tod des Elektromeisters Hermann Schneider, der mit dem Perkfest als erster nach dem Kriege wieder den Freischießengedanken aufgegriffen hatte. Am 4. wurde Gustav Herzke in Gronau zum Kreisbrandmeister ernannt. In der Pressekonferenz des Kreises am 5. wurde über die Anwendung der Netzplantechnik beim Bau des Gymnasiums Alfeld berichtet, in der gleichen Ausgabe meldeten wir die Verurteilung des Brunkenser Sparkassenräubers zu sechs Jahren Zuchthaus. Am 8. wurde eine bulgarische Handelsdelegation im Alfelder Rathaus empfangen. Mit der Überschrift „Mehrwertsteuer versickert im Markt“ zogen wir die erste Bilanz der neuen Steuerart, die viel Kopfzerbrechen bereitet hatte. Am 17. stellten wir im Artikel „Der Bürger und die geplante Reform“ fest: „Er erwartet ausreichende Information und keine vollendeten Tatsachen.“ Das gilt übrigens auch noch heute. Die Schützenvereine des Kreises Alfeld meldeten bei der Jahreshauptversammlung ihres Verbandes in Freden die stolze Zahl von 1353 Mitgliedern. Am 20. wurde der Grundstein zur Duinger Mittelpunktschule gelegt. Am 22. begann Freden sein festliches Jahr mit einer feierlichen Ratssitzung, am 24. folgte dort die Kreistagung des Reichsbundes. Wie üblich schloss der Monat mit fröhlichem Narrentreiben.

Die Richtekrone des Gymnasiums schwebt empor

Die Richtekrone des Gymnasiums schwebt
empor

MÄRZ
Der Monat begann mit der negativen Feststellung, dass in Alfeld kein weiteres Postamt gebaut wird, positiv war in der gleichen Ratssitzung ein Beschluss, der die Planung für die Wasserversorgung zum Abschluss bringen sollte. Der Schulaufsichtskreis Alfeld-Süd erhielt mit Frau Ursula Gervens eine neue Schulrätin. „Ein Modell für Stadt und Kreis Alfeld?“ schrieben wir über eine Besichtigung des Schwimmbades in Groß-Ilsede, das dann tatsächlich in einer späteren Kreistagssitzung als Beispiel für das geplante Alfelder Hallenbad genannt wurde.
Über die Erdarbeiten für das Gymnasium berichteten wir am 5. unter ,,60000 Kubikmeter Boden müssen weg“. Am 13. März trafen die Bauern mit Landtagsabgeordneten aller Parteien in Gronau zusammen, um ihnen nachdrücklich die Sorgen um ihre Existenz vor Augen zu führen. In der Schwesternschule beim Krankenhaus Alfeld legten die ersten Schülerinnen ihre erste Zwischenprüfung ab. Die Vertreterversammlung der AOK Alfeld tagte am 19. erstmals öffentlich, die Mitglieder erfuhren: „Es bleibt zunächst beim höchsten Beitragssatz.“ Am 22. veröffentlichten wir eine Rede des Regierungspräsidenten Dr. Rabus, in der er für Großkreise und Einheitsgemeinden eintrat. An diesem Tage wurde die Heimkehrerausstellung „Wir mahnen“ in Anwesenheit von Frau Diederichs feierlich eröffnet. Am 25. löste Dr. Toetzke seinen Vorgänger Dr. Siegmund auch im Vorsitz des Verkehrs- und Verschönerungsvereins ab. Eine Wachablösung gab es zum Monatsende auch bei der Volkshochschule Alfeld, nach vierjähriger erfolgreicher Tätigkeit legte Oberstudiendirektor Dr. Meyer den Vorsitz nieder, den Studienrat Dr. Berndt übernahm.

Oberkreisdirektor Lüdicke mit einem Häschen, das auf der Baustelle des Gymnasiums gefunden wurde

Oberkreisdirektor Lüdicke mit einem Häschen, das auf der Baustelle des Gymnasiums gefunden wurde

APRIL
Unser Aprilscherz von der Grundsteinlegung des Gymnasiums unter dem Titel „Die Mauern „schossen förmlich aus der Erde“ eilte den Tatsachen etwas voraus. Nicht beantwortet wurde unsere am 6. April im Hinblick auf die Gebietsreform an die Parteien gestellte Fragen: „Haben Kreistagswahlen überhaupt noch einen Sinn?“ Am selben Tage baute der Circus Busch-Roland zum ersten Mal in Alfeld sein Zelt auf der Ziegelmasch auf. Prominentester Festredner zum 110. Geburtstag des Männergesangvereins von 1858 Alfeld war Ministerpräsident Dr. Diederichs der sehr humorvoll gratulierte. Am 8. empfing die Stadt französische Schüler aus Vendeuvre, am 11. französische Schüler aus Brest. Dazwischen forderten die Steuerbeamten moderne Steuergesetze. Am 16. stellten wir fest: Alfelder Osterwetter schlägt alle Rekorde, es gab rund 56 Stunden Sonnenschein. An diesem Tag erfolgte der erste Spatenstich für die Eimser Kanalisation, die lange dauernde Arbeiten waren auch für die Alfelder Kraftfahrer eine Quelle des Missvergnügens. Das Aprilwetter wartete mit einer weiteren Sensation auf, als es am 21. die Rekordtemperatur des Jahrhunderts für diesen Zeitraum von 27,5 Grad im Schatten brachte. Am 24. berichteten wir über die Errichtung neuer Waldparkplätze bei Adamishütte. am 27. über das Richtefest des 1. Bauabschnittes des Beispielprogramms auf dem Sindelberg . Die Chronik‘ des Monats schließt mit der traurigen Nachricht, dass Oberkreisdirektor Otto Beushausen nach langer, schwerer Krankheit starb.

MAI
Regierungspräsident Dr. Rabus hielt am 2. Mai die Grabrede für Otto Beushausen. Am 6. Mai wurde in Freden Herbert Lüdicke zum neuen Oberkreisdirektor und Assessor Notbohm zu seinem Stellvertreter gewählt. Am 7. berichteten wir über die Pläne für einen evangelischen Kindergarten an den Steinköpfen. Der Kreisfeuerwehr-Verbandstag am 7. stand im Zeichen des Dankes für den scheidenden Kreisbrandmeister Jörg. Im Kreis Alfeld gab es zu diesem Termin 76 Freiwillige Feuerwehren mit 3150 Mitgliedern. Am 10. feierte die SV Alfeld ihr 110jähriges Bestehen, die Festrede hielt 2. Vorsitzender Dr. Habermalz. Von der Einweihung des neuen Kinderspielplatzes am Antonianger berichteten wir am 14., zwei Tage später meldeten wir das Ergebnis der Bodenuntersuchungen für den notwendigen Neubau der St.-Marien Kirche. Am 16. ehrte die Stadt den wegen der Übernahme seines neuen Amtes  ausscheidenden 1. Beigeordneten Lüdicke mit der silbernen Medaille. Am 24. gab es im Rathaus einen Empfang für Berliner VersehrtenSportler, die schon seit zehn Jahren gute Beziehungen zu Alfeld unterhalten. Das Richtefest des 32. Eigenheimes an den Steinköpfen bedeutete gleichzeitig die Fertigstellung der dritten Heimkehrersiedlung. Junge Franzosen sahen sich am vorletzten Tag des Monats bei den Bauern und in der Molkerei Harbarnsen um.

1. Vorsitzender Dr. Suck beim 110. Geburtstag der SV Alfeld

Chorleiter Fritz Möller, der Männergesangverein von 1858 Alfeld und ein Kinderchor bei der Generalprobe für das Festkonzert zum 110jährigen Bestehen des MGV

JUNI
„Schwarze Männer“ tauchten Anfang Juni in Alfelds Straßen auf und bereiteten mit viel Humor und propagandistischem Geschick auf eine Hilfsaktion für Berliner Kinder und die Alfelder Altenhilfe vor. Am 7. trafen sich erstmalig zum gemeinsamen Musizieren 500 Schüler aus den Chören und Instrumentalgruppen des Schulaufsichtskreises Alfeld-Süd im Kaiserhofsaal. Der Kreisjugendring feierte am 9. in Marienhagen sein 20jähriges Bestehen. Berliner Kinder zogen wieder für drei Wochen in die Jugendherberge Wernershöhe ein. Am 11., also nur wenige Wochen nach unserem Aprilscherz, wurde tatsächlich der Grundstein für das Alfelder Gymnasium gelegt. Am 14., nachmittags um 15.50 Uhr erblickt Matthias Quintel das Licht der Welt.
Der 17. war der Tag der Berliner im Alfelder Stadion, die „alten Herren“ von Hertha BSC spielten gegen Alfeld. Am 20. brachten wir die traurige Kunde vom Tod des Malermeisters Hans Herwig, der viele Jahre als Ratsherr wirkte und sich um das Alfelder Freischießen besondere Verdienste erwarb.
Zur Hilfe für behinderte Kinder wurde am 20. die Kreisvereinigung „Lebenshilfe“ gegründet. Einen Tag später begann die 16. Alfelder Stadtsportwoche mit der Einweihung des Umkleidehauses im Stadion. Eines ihrer großen Ereignisse war das von uns als „unübertroffenes Alfelder Reiterfest“ bezeichnet Reit und Springturnier. Boxer und Schwimmer aus der englischen Stadt Wakefield, zu der schon seit zehn Jahren gute Kontakte bestehen, wurden im Rathaus empfangen und beteiligten sich an den Wettkämpfen der Sportwoche. Am 23. starb der Fabrikant August Wegener aus Langenholzen, am 26.  verunglückten Ernst Brandt und seine Tochter Christiane tödlich, die mehrfache deutsche Meisterin im Schießen war, und am 29. starb der Beigeordnete Otto Hey, der als langjähriges Vorstandsmitglied des BdV und des Kuratoriums Hirschberg wirkte.

JULI
Viele Heimatfreunde und namhafte Wissenschaftler gratulierten Wilhelm Barner am 2. zu seinem 75. Geburtstag. Aus Anlass der Fredener 900-Jahr-Feier erschien als einmalige Sonderausgabe am 12. die „Fredener Zeitung“. Auftakt zu einer aufsehenerregenden Brandserie war die Vernichtung von Stall und Scheune des ehemaligen „Herrenhofs“ in Hörsum, worüber wir am 12. berichteten. Von diesem Tag bis zum 15. erlebte die Fredener 900-Jahr-Feier ihren Höhepunkt. Auch am 4. Delligser Heimatfest vom 19. bis 22. nahmen viele Alfelder begeistert teil. Im Alter von 77 Jahren starb am 17. Konrektor a. D. Rudolf Petri, einer der besten Kenner der heimischen Natur und Landschaft. Fabrikant Karl Benscheidt vollendete am 26. sein 80. Lebensjahr.

AUGUST
Am 10. berichteten wir über den neu eingerichteten Lehrpfad auf der Hohen Schanze. Mit Georg Helmold wurde am 15. ein stadtbekannter Alfelder vom Tod abberufen. Zwölftausend Einwohner der Stadt und des Kreises Hirschberg versammelten sich vom 24. bis 26. zu ihrem 5. Heimattreffen in Alfeld. Ministerpräsident Dr. Diederichs hielt die Festrede. Am 27. kündigte die Kulturvereinigung die Veranstaltungen ihres 20. Jahres an.Großen Widerhall fand unser Artikel vom 28. mit der Überschrift: „Stiefels Teich darf nicht sterben!“ und am 30. wurde das Richtefest der Duinger Mittelpunktschule begangen.

Superintendent Hafermann beim Richtefest des Alfelder Altersheims

Superintendent Hafermann beim Richtefest des Alfelder Altersheims

SEPTEMBER
Kapitän Stelling vom Patenschiff „Syllum“ des MGV Alfeld kam am Monatsanfang nach Alfeld. Sehr ruhig verlief am 2. die Bürgerversammlung im Alfelder Kaiserhof. Landrat Hinsche kündigte am gleichen Tage vor dem Alfelder Kreistag an, dass der Grundstock für den Bau eines Hallenbades in Alfeld gelegt wurde. Am nächsten Tag war die WasserballNationalmannschaft des afrikanischen Staates Sambia zu Gast. Am 6. erhielt Stadtdirektor Dr. Toetzke unter Abkürzung seiner Probezeit die Urkunde seiner endgültigen Ernennung zum Stadtdirektor. Mit der silbernen Medaille der Stadt wurden die mit Ablauf der Legislaturperiode ausscheidenden Ratsmitglieder Altwasser. Professor Pasternak, Förster und Glüsen ausgezeichnet. Kurz darauf berichteten wir über die Langenholzer Sportplatzeinweihung und den Ausbau der Rektor-Falke-Straße in Alfeld. Am 12. wurde das Richtefest des Altersheims auf dem Eiberg begangen. Am 14. feierte die Kreisschiedsrichtervereinigung ihr 20jähriges Bestehen und ernannte Gerd Müller zum Ehrenvorsitzenden. Auf dem Kreiskirchentag hielt der braunschweigische Landesbischof Dr. Heintze einen richtungweisenden Vortrag. Am 20. wurde die Mittelpunktschule in Lamspringe eingeweiht. Die St.-Nicolai-Gemeinde beging am 23. die eiserne, diamantene und goldene Konfirmation. Wichtigster Punkt der Pressekonferenz des Kreises am 25. war die Mitteilung, dass auf einstimmigen Beschluss des Zweckverbands-Ausschusses das Gymnasium Alfeld in einem Zug weitergebaut wird. Den Vizeweltmeistertitel errang der Alfelder Friseurmeister Erhard Plaschke in Wien in der Mannschaftswertung. Bei den Kommunalwahlen am 29. festigte die SPD ihre Stellung in Stadt und Kreis, im Alfelder Rat sind seitdem nur noch SPD und CDU vertreten. In der Wahlnacht brach der zweite Brand in Hörsum aus. Es war der erste, bei dem später Brandstiftung als Ursache festgestellt wurde.

OKTOBER
Am 4. veranstaltete der Bund der Berliner ein Großkonzert der 289 th. Army-Band aus Berlin. Danach berichteten wir über den Beginn der großen britischen  Herbstmanöver, die später wegen des schlechten Wetters abgebrochen wurden. Neuer Amtsvorsteher des Postamtes Alfeld wurde Postoberamtmann Siegfried Dröge. Am 11. berichteten wir über die erste Tagung der neugewählten Vertreterversammlung der Allgemeinen Ortskrankenkasse für den Kreis Alfeld, die sechs Jahre im Amt bleibt. „Wurde das Pferd am Schwanze aufgezäumt?“ fragten wir im Hinblick auf die Verwaltungs- und  Gebietsreform.
An diesem Tage wurde auch die stark beachtete Polizeiausstellung in Alfeld eröffnet.
Am 15. gab es seit 100 Jahren Gas in der Stadt. Am Tage darauf fand die Abschlussveranstaltung der Fredener 900-Jahrfeier statt. Der Alfelder Rat wählte am 17. Bürgermeister Köbler einstimmig wieder, ebenso Herbert Kiszka zum 1. und Kurt Marzahn zum 2. Beigeordneten. Der Kreistag konnte am 26. über die Vertreter des Landtags keine Einmütigkeit erzielen, mit Stimmenmehrheit wurde Landrat Hinsehe und sein Stellvertreter Schneider wiedergewählt, 2. Stellvertreter wurde Wilhelm Borcherding. Die Monatschronik schließt mit einem frischen Ereignis ab, dem Richtefest des Gymnasiums Alfeld am 28.

1. Vorsitzender Dr. Suck beim 110. Geburtstag der SV Alfeld

1. Vorsitzender Dr. Suck beim 110. Geburtstag der SV Alfeld

NOVEMBER
Die zweite Brandstiftung in Hörsum geschah am 2. November. Am 9. feierte die Freiwillige Feuerwehr ihren 95. Geburtstag. Als Seelsorger der St. Mariengemeinde wurde Pfarrer Schmidt am 10. feierlich in sein Amt eingeführt.
Mit 446 Studenten meldete am 14. die Pädagogische Hochschule Alfeld einen Rekord, aber auch die betrübliche Tatsache, dass sie nur noch ein Jahr in Alfeld bleibt. über die Sitzung des Kreistages am 15. vor dem Anhörungstermin der Weber-Kommission berichteten wir unter der Überschrift .,Kreis Alfeld kämpft für seine Existenz“. Am gleichen Tage wurde das neue Teilstück der B 3 zwischen BanteIn und Elze dem Verkehr übergeben. Über die wahrscheinlich vergeblichen Bemühungen als Ersatz für die PH eine Schule für pharmazeutisch-technische Assistenten nach Alfeld zu bekommen, wurde am 18. auf einer Presse-Konferenz berichtet. Wiederholt beschäftigten wir uns mit dem „wichtigen Problem der Sonderschulen, am 22. behandelten wir die Frage „Müssen so viele Kinder zur „Sonderschule gehen?“
In der Nacht zum 23. brach der letzte Brand in Hörsum aus, danach wurde der mutmaßliche Brandstifter festgenommen, der am 28. ein Geständnis ablegte. Ausführlich behandelten wir am 26. die Frage der Bildung einer Samtgemeinde Alfeld, am 29. vom Anhörungstermin der Weberkommission und am 30. vom wichtigen Problem der Alfelder Altstadtsanierung.

DEZEMBER
Am 3. stellte die AZ nach einer Pressekonferenz des Kreises die Frage, ob für die Sonderschulen im Kreis neue Gebäude errichtet werden müssen. Am 7. teilten wir unseren Lesern das gute Jahresergebnis der Alfelder Papierfabrik mit und die Absicht, mit einem Investitionsaufwand von 40 Millionen DM eine neue Zellstoffanlage zu errichten. An diesem Tag zog das DRK in sein neues Heim an der Lützowstraße ein. Am 10. gab Bürgermeister Köbler vor dem Rat eine eindeutige Stellungnahme gegen die Bildung eines Mammutkreises ab, er forderte nochmals nachdrücklich einen Ersatz für die PH. Auf einer Weihnachtsfeier der Schwedenhauskreise kündigte Oberkreisdirektor Lüdicke den Bau von 24 Altenwohnungen in Alfeld an.
Am 16. wurde in Marienhagen nach einem Stall- und Scheunenbrand ein Mann unter dem Verdacht der Brandstiftung festgenommen, er gab jedoch nur zwei versuchte Brandstiftungen am Morgen nach dem Großfeuer zu. Alfelds Nachbargemeinden erklärten sich am 17. grundsätzlich zur Bildung einer Samtgemeinde bereit. Das letzte große Ereignis vor dem Weihnachtsfest war die Verlosung im Preisausschreiben der Alfelder Zeitung und des Alfelder Einzelhandels.

 

So stolz man in Alfeld darauf sein kann, dass es 1968 trotz angespannter Finanzlage weiter voranging, so wenig kann man sich auf seinen Lorbeeren ausruhen. Da die Arbeiten am Gymnasium zügig voranschreiten, ist mit seiner Einweihung zum Beginn des neuen Schuljahrs im August zu rechnen, zumindest wird der Unterricht im Klassentrakt zu diesem Zeitpunkt aufgenommen werden können.

Das jetzige Gebäude des Gymnasiums wird dann die Schulrat-Habermalz-Schule aufnehmen, in der man den Tag schon lange herbeisehnt, an dem man aus bedrückender Raumnot erlöst wird. Ob der Landkreis, der ab 1. Januar die Unterhaltung der Sonderschule übernimmt, dann das Angebot der Stadt annimmt und in der Habermalz-Schule zumindest provisorisch die Sonderschule einrichtet, steht heute noch nicht fest. Mehr Raum als in die‘ sog. Lampeschule stände dieser Schule dort auf jeden Fall zur Verfügung.

Ein weiteres wichtiges Problem, das der Altstadtsanierung, Muss seiner Lösung entgegengeführt werden. Einer raschen, aber gründlichen Vorbereitung bedarf der Bau des Hallenschwimmbades, der in Aussicht genommene Platz in unmittelbarer Nähe des Stadtkerns kann als außerordentlich günstig betrachtet werden. Alfeld darf nicht aufhören, mit aller Dringlichkeit von der Landesregierung den versprochenen Ersatz für die Pädagogische Hochschule zu verlangen, deren Weggang im kommenden Jahre einen schweren Verlust für die Stadt bedeutet. Eine Reihe dringlicher Verkehrsfragen harrt noch der Lösung, dazu gehören die bereits versprochenen Verbesserungen wie die ordnungsgemäße Beleuchtung der Fußgängerüberwege und Sperrketten an der Einmündung der Steinbergstraße.
In Zusammenhang mit der geplanten Verbreiterung der Ziegelmasch ist die Beseitigung des Engpasses Leinebrücke akut, die Frage der Verkehrsampeln wird neu aufgerollt werden müssen, und eine vordringliche Aufgabe bleibt der Anschluss der Hildesheimer Straße an die Bundesstraße 3 durch eine nördliche Umgehungsstraße.

Noch nicht endgültig sichergestellt ist die Alfelder Energie-Versorgung. Besonders gespannt darf man auf das Gutachten über das städtische Gasrohrnetz sein, zumal in diesem Zusammenhang über die Möglichkeit einer Belieferung Alfelds mit Erdgas entschieden werden muss. Am Horizont zeichnen sich auch weitere Maßnahmen zur Verbesserung der Alfelder Wasserversorgung ab, für die der bereits erfolgte Aufschluss der Wasservorkommen in der Liethgrund die Voraussetzungen bietet. Das sind nur einige der aktuellen Sorgen, zwangsläufig werden sich weitere aus der stets fortschreitenden Entwicklung ergeben.

Wir hoffen dabei zuversichtlich, dass die vielerörterten Reformen nicht in einem unsinnigen Größenwahn das Porzellan unserer noch jungen Demokratie  zerschlagen, sondern die Selbstverwaltung freier, verantwortungsbewusster Bürger stärken. Das ist unser Hauptwunsch für das kommende Jahr, über dessen wichtige Ereignisse wir wie bisher getreulich berichten wollen.

Heinz Linke

az-vom-31-12-1968-chronik-1968_ocr_seite_1_gutefahrtQuelle: Alfelder Zeitung vom 31.12.1968


Was geschah noch:

  • Am 14.06.1968 wird der Initiator der Internetseite www.alt-alfeld.de, Matthias Quintel, in Gronau (Leine) geboren
  • Der Straßenausbau, besonders in den städtischen Randgebieten wird vorangetrieben