1800 bis 1900

1802
Infolge des Luneviller Friedens (1801) kommt die Stadt Alfeld mit dem gesamten Stift Hildesheim in preußischen Besitz. Auf Veranlassung des Generalsuperintendenten und Konsistorialrats Dr. theol. Brackmann in Alfeld gründete Lehrer August Billerbeck in Rheden eine Lehrerbildungsanstalt, die im Jahre 1804 nach Salzdetfurth verlegt wurde und den Anfang des im Jahre 1813 in Alfeld eröffneten Lehrerseminars bildete. Der Wehrturm am Holzer Tor abgebrochen.

1806
Infolge der Niederlage von Jena und Auerstädt am 14. Oktober wird das Stift Hildesheim am 23. Oktober von den Franzosen offiziell in Besitz genommen.

1807
Am 18. August wurde das unter dem Protektorat Napoleons stehende Königreich Westfalen errichtet, das Napoleons jüngster Bruder Jerome‘ erhielt. Das Stift Hildesheim und damit die Stadt Alfeld wurden diesem neuen Königreich, und zwar dem sog. Okerdepartement zugeteilt. – Das Leintor wird abgebrochen.

1808
Am 6. März mussten die Alfelder auf Anordnung der Regierung ein Huldigungsfest für Jerome feiern. Dasselbe wurde mit großem Pomp begangen. Die Gildemeister und Zwölf Männer in der Stadtverfassung beseitigt; französische Mairie-Verfassung.

1813
Am 21. Juni wird ein Lehrerseminar eröffnet (im Gebäude der ehemaligen Lateinschule). Nach der Völkerschlacht bei Leipzig (16. – 18. Oktober) marschierte ein Teil der die geschlagenen Franzosen verfolgenden Nordarmee durch Alfeld. Am 3. November passierte unter Glockengeläute der Kronprinz von Schweden, Bernadotte, die Stadt. Alfeld kam nach Auflösung des Königsreichs Westfalen wieder unter welfische Herrschaft. Durch die Schlussakte des Wiener Kongresses (1815) wurde es dem Königreich Hannover zugeteilt.

1815
Neue Stadtverfassung. 5 von der Regierung ernannte Magistratsmitglieder, 4 von der Bürgerschaft gewählte „Repräsentanten“. Alfeld hat 2100 Einwohner und 336 Häuser

1829
Eröffnung einer „Legge“ (Prüf-Anstalt für gewebtes Leinen)

1830
Gründung einer städtischen Armenkommission

1834
Anfänge der Alfelder Berufsschulen.

1835
Die Stadt verkauft den Ziegelhof

1836
Nachdem Alfeld am 12. Februar freiwillig auf seine eigene Gerichtsbarkeit, auf die Verwaltung der staatlichen Hoheitssachen verzichtet hatte, wurde am 26. September das Amt Alfeld errichtet, dem die gesamte Justiz und Verwaltung im neuen Amtsbezirk oblag. Am 19. September neue Verfassungsurkunde der Stadt. Die Kommunalverwaltung und Polizei oblag einem aus Bürgermeister, 2 Senatoren und l Kämmerer bestehenden Magistrat. Daneben 4 auf 4 Jahre gewählte Bürgervorsteher.

1837
Am 15. September wird die „Liedertafel“, der erste Gesangsverein in Alfeld, gegründet.

1838
Der durch Aufhebung der liberalen Staatsgrundgesetze von 1833 durch König Ernst August veranlasste Verfassungsstreit erzeugt auch in Alfeld politische Gärung. Alfeld erhält eine tägliche Postkutschen-Verbindung nach Hildesheim

1839
Die Stadt verkauft die Leinemühle und die Sägemühle

1842
Die evangelische Bevölkerung begeht am 30. Oktober in großzügiger Weise die 300-Jahr-Feier der Einführung der Reformation

1844
Die Stadt verkauft die Obere Warnemühle

1845
Einführung eines Wochenmarktes

1846
Am 10. Januar wird die Kreissparkasse gegründet. Am 2. Juni fällt fast die Hälfte der Stadt einem Brand zum Opfer. Er beginnt an der Ecke Markt- und Leinstraße; fast die ganze südwestliche Stadt mit etwa 104 Wohnhäusern samt Nebengebäuden fällt diesem Brand zum Opfer. Ca. 700 Menschen werden obdachlos. Beim Wiederaufbau werden die Marktstraße verbreitert, die bis dahin offene Warne abgedeckt, die lebhaftesten Verkehrsstraßen der Stadt gepflastert und Bürgersteige angelegt.
Erlass einer Bauordnung

1847
Am Klinsberg brennen im Oktober 5 Wohnhäuser nieder. Schweres Hungerjahr.

1848
Die revolutionäre Bewegung des „tollen Jahres“ schlägt ihre Wellen auch in Alfeld und Umgegend, wenn es auch zu blutigen Zusammenstößen hier nicht kam. — In Alfeld wurde eine Bürgerwehr gegründet. — Am 6- August fand eine Huldigungsfeier für den Reichsverweser Herzog Johann von Österreich, verbunden mit der Fahnenweihe der Bürgerwehr, statt

1850
Cholera-Epidemie

1851
Mit dem Bau der Eisenbahn Hannover-Alfeld wird begonnen. Etwa 20.000 Österreicher marschierten auf dem Wege nach Schleswig-Holstein durch die Stadt Alfeld. Starke Einquartierungen. Haus Winde Nr. 3 wird katholische Kapelle. Die Gebrüder Woge richten auf der Mühlenmasche eine Papierfabrik ein. Einrichtung einer Sonntagsschule zur Weiterbildung von Handwerkern

1852
Nach der hannoverschen Städte-Ordnung tritt Alfeld in die Reihe der „selbständigen Städte“, die staatliche Hoheitssachen und Polizei verwalten. Nach dem neuen Ortsstatut besteht der Magistrat aus Bürgermeister und 2 Senatoren. Daneben 8 Bürgervorsteher. Errichtung des Amtsgerichts Alfeld. Die Papierfabrik brennt im Dezember fast vollständig nieder. Feste Fassung des Warnebassins auf dem Markt. Am 23. Dezember gibt der Buchdrucker Friedrich Steegen zum ersten Mal das „Wochen und Anzeigenblatt für die Städte Alfeld, Elze und Gronau“ heraus; diese erste Alfelder Lokalzeitung ist die Vorläuferin der Niedersächsischen Volkszeitung bzw. der Alfelder Zeitung. Die katholische Gemeinde bekommt eine eigene Kapelle. Gründung des Frauenvereins.
Anfänge der Straßenbeleuchtung zwischen Bahnhof und Stadt. Gründung des Arbeiter-Bildungs-Vereins

1852-1855
Bau des Bahnhofs

1853
Am 30. April feierliche Eröffnung der Eisenbahnteilstrecke Hannover-Alfeld der Hannoverschen Südbahn, entlang der Bahnstrecke entsteht in den folgenden Jahrzehnten ein neues Stadtviertel. Neubau des Lehrerseminars. Am 1. November Grundsteinlegung für das Lehrerseminar in Gegenwart des Königs Georg II und seiner Gemahlin Marie. (in dem Gebäude war später die Pädagogische Hochschule untergebracht; heute: Seminarparkplatz). Trennung der Justiz von der Verwaltung. Aufhebung des Brücken- und Wegegeldes

1853/54
Die Stadt erhält einen Anschluss an die Bahnlinie Hannover-Kassel. Eröffnung der Teilstrecke Alfeld – Göttingen der Hannoverschen Südbahn. Gleich nach dem Anschluss der Stadt an die Bahnstrecke werden zahlreiche Betriebe gegründet. Etliche existieren nur sehr kurze Zeit, andere legen den Grundstein zum Industriestandort Alfeld. Damit entwickelte sich die Stadt von einer Ackerbürger- zu einer Industriestadt:
(z. B. 1856 Carlshütte / später AMA-Werk, 1857 August Neimke / Eisenwerk, 1857 Friedrich Kappe / Landmaschinen, 1858 C. Behrens / Schuhleisten, 1860 Ernst C. Behrens / Tüten-, Papier- und Cartonage-Fabrik, 1863 Heinrich Brucks / Kupferschmiede- und Metallwaren, 1866 Heinrich und Carl Reiche verlegen ihren Kanarienvogelhandel von Grünenplan nach Alfeld, 1866 Tierhandlung L. Ruhe, 1867 Otto Hollborn / Papierwaren, 1872 Die Carlshütte aus Delligsen übernimmt die von August Neimke gegründete Eisengießerei, 1879 Hermann Meyer / Korkfabrik, 1880 Ludwig Ruhe verlegt seinen Kanarienvogelhandel von Grünenplan nach Alfeld 1887 (1894) Karl Petri / Leineweberei Sack-, Segeltuch- und Waggondeckenfabrik,1890 Otto Wesselmann / Alfelder Eisenwerk, 1891 Gustav Hollborn / Papierwaren, 1895 Deiters / Maschinenfabrik, 1907 Künkel & Wagner / Maschinen- und Modellbaufabrik/Gießerei, 1911 Fagus-Werk Karl Benscheidt / Schuhleisten).

Im Bereich des Bahnhofs entwickelt sich ein Gewerbegebiet. In der Papierfabrik wird die erste Dampfmaschine im Amt Alfeld installiert

1855
Bau des Ravenhauses (es ist ursprünglich Armen- und Arbeitshaus, dient später auch als Krankenhaus und Altersheim; heute sind dort Altenwohnungen eingerichtet). Die Alfelder Postexpedition, die sich bisher im Neuen Krug, jenseits der Leine, befunden hatte, wurde in das Haus des Postmeisters Röhrssen, Unter der Kirche 7, später dem Schlossermeister Karl Wiegand gehörig, verlegt. Die Hospitäler St. Pauli und St. Katharina werden abgebrochen, die Kapelle wird katholische Kirche. Das neue Gebäude des Königlichen Lehrerseminars wird eingeweiht. Heute befindet sich an dieser Stelle der „Seminarparkplatz“

1858
Gründung des Männerturnvereins. Das 10. Bundeskorps wird um Hannover zu einer großen Übung konzentriert. Alfeld erhält starke Einquartierung.

1859
Erlass einer neuen Ortsverfassung, Alfeld wird Verwaltungssitz des Amtes Alfeld (Zusammenschluss aus dem Amt Winzenburg und Lamspringe), dem Vorläufer des Kreises Alfeld. Die Stadt muss, um diesen Sitz zu erhalten, allerdings ihren Status als Stadt aufgeben und dadurch ihre Selbstständigkeit wieder verlor und sich der Landgemeinde-Ordnung unterstellte, um das Amt am Orte zu behalten.

1861
Gründung des Vereins zur Verschönerung des Schlehbergs. Gründung einer Sterbekasse

1862
Der sog. Katechismusstreit verursacht auch in Alfeld große Erregung. Die Schulkinder verbrennen den amtlich eingeführten Katechismus. Massenpetitionen an die Regierung.

1863
Wieder ein großer Brand in der Papierfabrik. Gründung eines Männergesangsvereins. Bau einer Gastwirtschaft auf dem Schlehberg

1866
Preußen annektiert das Königreich Hannover, Alfeld wird erneut preußisch. Am 14. Juni erklärt Preußen an Hannover den Krieg. Am 16. Juni passierte König Georg auf der Fahrt nach Göttingen, der Sammelstelle seiner Truppen, den hiesigen Bahnhof. In diesen Tagen fanden hier starke Truppendurchmärsche statt- Am 19. Juni trafen die ersten Preußen in Alfeld ein. Von den Mitkämpfern dieses Krieges leben z. Zt. in Alfeld noch zwei, Waßmann und Schnelle- Hannover wird preußische Provinz. Verkauf des alten Brauhauses.

1868
Die städtische Gasanstalt geht in Betrieb

1869
Gründung der Bergbrauerei und Gründung der Schanzkellerbrauerei

1870
Krieg gegen Frankreich 1870/1871. Von den Söhnen Alfelds, die ins Feld zogen, starben drei den Heldentod, und zwar- Karl Bösehans, Julius von Hinten und Heinrich Lehnhoff. Bau einer modernen Wasserleitung.

1871
Am 28. August fand eine große Friedens- und Siegesfeier statt.

1872
Das Kriegerdenkmal auf dem Marktplatze wird am 24. November feierlich eingeweiht.

1873
Am 5. Mai brennen an der Paulistraße 5 Häuser ab. Das Feuer brach in dem Hause des Drechslermeisters Schäferlein aus. Drei Menschen kamen in den Flammen um.
Der Brand zog die Gründung der Freiwilligen Feuerwehr Alfeld (Leine) nach sich.
Die Tierhandelsfirma Reiche rüstet ihr erste Tierfang-Expedition nach Afrika aus

1874
Am 30. Mai: Gründung des Zweigvereins des „Allgemeinen Deutschen Arbeiter-Vereins“.

1874/1875
Urkataster – erste Vermessung und Kartierung des Alfelder Stadtgebiets

1876
Bei dem Brand des Hirschbeinschen Hauses an der Winde kommt ein fünfjähriger Knabe in den Flammen um

1877
Einrichtung einer „Präparanden-Anstalt“ Vorbereitungsschule für das Lehrerseminar

1883
Gründung des Verkehr- und Verschönerungsvereins

1884
Gründung des Turnvereins „Jahn“

1885
Am Abend des 18. April brennt der südliche Turm der St. Nicolaikirche ab. Der Brand wird ausgelöst durch ein Großfeuer in der Straße Über der Kirche, dem drei Häuser (Küster, Eggers und Willers) zum Opfer fielen. Das Amt Alfeld wird in einen Landkreis umgewandelt, Alfeld wird Kreissitz. Die neue Kreisordnung tritt in Kraft. Erster Landrat des Kreises Alfeld wurde der bisherige Amtshauptmann Schimmelmann. Der Kreis Alfeld entsteht aus dem Amt Alfeld und den Gemeinden Capellenhagen, Duingen, Fölziehausen und Lübbrechtsen.
Gründung eines Katasteramtes

1886
Einweihung der Turnhalle des Männerturnvereins von 1858 am Antonianger. Das letzte Nutzholz-Floß auf der Leine passiert Alfeld

1886/1887
Die Holzbrücke über das Leinewehr wird durch eine Eisenbrücke oberhalb des Wehres ersetzt

1887
Gründung des jetzigen Reform-Realprogymnasiums, zunächst als Höhere Privatschule für Jungen. Das Alfelder Postamt wird nach dem Hause Leinstraße 30 verlegt. Einweihung des neuen Kreisständehauses als Sitz der Kreisverwaltung. Zweimal Großfeuer, und zwar am 3. Februar auf der Winde (Frost und Pfannkuchen) und am 22. September an der Planstraße (Körner, Barsch, Ahrens, Meyer und Schaper).

1888
Einrichtung einer höheren Mädchenschule. Am 11. September brennen an der Holzerstraße vier Wohnhäuser mit Nebengebäuden ab (Lührig, Meyer und Mollenhauer). Die Sparkasse der Stadt Alfeld wird vom Kreis Alfeld übernommen

1889
Gründung der Gärtnerei Binnewies (Alpenveilchenzucht). Gründung eines Ortsverbandes des Deutschen Tischler-Verbandes

1890
Beginn mit Bau der Kanalisation. Paul Dobler gründet eine Druckerei und den Verlag der Alfelder Zeitung. Gründung der Gärtnerei Klapproth (Alpenveilchenzucht). Gründung eines Vereins zur Errichtung eines Krankenhauses. Gründung eines Industrievereins

1891
Gründung eines Ortsverbandes des „Centralvereins der Former und Eisen- und Metallgießer“. Gründung des Turnvereins „Sonnabendriege“.

1892
Einrichtung einer Badeanstalt in der Leine (im Leinebogen an der Vormasch). Der neue Friedhof an der Hildesheimer Straße wird am 18. Juni eingeweiht. Gründung einer Molkerei. Gründung eines Konsumvereins.

1893
Übernahme der katholischen Volksschule auf den städtischen Etat.

1894
Bau des Bahnhofhotels. Das Forstamt wird von Winzenburg nach Alfeld verlegt

1895
Bau bzw. Einweihung der Roten Schule (heute: Bürgerschule). Einrichtung einer Reichsbank-Nebenstelle.

1899
Einweihung des Gebäudes der Städtischen Oberschule für Knaben und der Höheren Mädchenschule in der Bismarckstraße. Gründung des „Gemeinnützigen Bauvereins für den Kreis Alfeld“.