Dütt & Datt

Vor uns liegt das Bild vom Alfelder Marktplatz ohne das Kriegerdenkmal von 1871. Wir sehen das Haus von „Holschen“ -Meyer, damals gab es noch kein Kücheneinrichtungsstudio und keine Steakstube, sondern die Mutter Meyer geb. Stübing verkaufte Zucker, Salz, Mehl – und Petroleum gab es auch. Die harte Mettwurst hing unter der Decke und wer die besonders gern alt haben wollte, zog zum Einkauf zu Meyer am Markt, denn es gab hier nicht nur Holschen zu kaufen.
Das Meyersche Grundstück diente aber nicht nur dem Verkauf von Lebensmitteln, sondern das Hauptgewicht lag auf dem großen Fuhrpark, der Lohnfuhren durchführte und dem Baustoffhandel-Betrieb. Unter der Regie von Harry Meyer und seiner umsichtigen Frau Emma geb. Laumann aus der Holzerstraße entwickelte sich dieses Alfelder Unternehmen zum Großbetrieb seiner Branche milden verbundenen Sand- und Kiesgruben.
Zum Bild des Marktplatzes gehören die Damen Ritter mit ihrem Zigarrenhandel, hier wurden die Zigarren sogar selbst gedreht. Nach ihrem Tode beherbergte dieses Haus die Farbenhandlung Carl Borsum. Nachbar Meyer kaufte dieses Grundstück zu seinem Besitz hinzu.
Das Stammhaus der Weltfirma Ruhe steht auf dem Alfelder Marktplatz. Seine alte Pracht ist eigentlich erhalten. Neben den Wohnteil zum Markt waren die Hofgebäude für Firmenzwecke genutzt. Hier zwitscherten die Vögel und hatten dort ihr „zu Hause“. Auch die
Dompteure, besonders August Mölker, hatten hier ihr Domizil. Dann erlebte Alfeld die Betriebsverlegung in die Kalandstraße und später der Bau der Ruheschen Villa.
Das Haus Rasche spielte mit Schlachterei und Gastwirtschaft eine besondere Rolle. Hier war auch der große Ausspann für das Umland, denn es gab noch keine Autos und keine Busse, und wer z. B. aus dem Hinterbergischen nach Alfeld kommen wollte, reiste teils mit Pferd und Wagen an. Mutter Lina Rasche galt als tüchtige Alfelder Wirtin, und der Papagei, der immer fragte „Hätt er auck befahlt‘ wäre aus der Gaststube nicht wegzudenken gewesen.
„Nickels-Villa“, ein schönes Fachwerkhaus mit der hohen Treppe gehörte zu jenen Häusern in Alfeld in denen immer viele Leute wohnten. Das Haus Nickel und das Funkesche Haus wurden Anfang der siebziger Jahre für den Bau eines Großmarktes abgebrochen. Das alte Gudewillsche Haus, der Wohnsitz der berühmten Alfelder Bürgermeister-Familie, die sogar die Börsenbeziehungen nach New York unterhielt, wurde in späteren Jahren vom Sanitätsrat Hube bewohnt. Seine Frau war eine geborene Klauenberg von der Domäne Winzenburg. Der Sanitätsrat suchte seine Patienten mit Pferd und Wagen auf, und sein Kutscher war August Sturm. In späteren Jahren sorgte August Sturm als Nachtwächter und Feldhüter für die Ordnung in der Stadt Alfeld.
Das unter Denkmalschutz stehende Haus des Bäckermeisters Bartels enthielt neben dem Laden, der Backstube, der großen Stube zum Markt auch das für Kinder so berühmte „Kabinett“ – einen kleinen Raum, der dunkel war, mit einer wundervollen Barocktür. Bartels hatten, wie viele der Marktanlieger, natürlich auch Kühe und der große Torweg diente landwirtschaftlichen Zwecken. Bartels Nachbarn waren die Hasselbergs. Sie hatten die Seilerei und Spinnebahn Stand im Perke.

Mit der Obrigkeit gab es sowieso in Alfeld so einige Probleme. Hier sei an das Dreigestirn Amtsgerichtsrat Dr. Caspar, Justizwachtmeister Albrecht und Matthes aus Klump erinnert.
Matthes aus Klump suchte jeden Herbst die warme Unterkunft im Alfelder Gefängnis. Er ließ sich immer wieder etwas Neues einfallen, und da waren ihm gerade ein paar arme Gänse über den Weg gelaufen, die konnte er doch im Winter nicht erfrieren lassen, und so wurde es möglich, dass er seine besondere Vertrauensstellung wieder bezog.
Im Keller führte er verschiedenste Arbeiten durch, und hatte im Zuge dieses Arbeitsganges unendlich viel Sprit nötig. Über Zwiebeln bereitete er dann nach eigenem Rezept die scharfen Getränke. Den Kohl für die Gefangenen-Küche verkaufte er an die Gefängnisverwaltung. Aber eines guten Tages entdeckte der Justizwachtmeister Albrecht, dass das ganze Feld in seinem Garten leer war, und Matthes seinen eigenen Kohl verkauft hatte. Matthes aus Klump war natürlich auch gärtnerisch beim Amtsgerichtsrat Dr. Caspar tätig. Die Familie Caspar bewohnte das Haus an der Hildesheimer Straße. Alfelder Jungen gingen gerne zu Caspars Geburtstagsfeiern, da sie dort keine Geschenke mitzubringen brauchten, sondern große Gummibälle von der Conti-Hannover, die der Familie verbunden war, mitnehmen konnten.