Die Hasselberg-Streiche 2

Die Gebrüder Hasselberg

Die Hasselbergs sind eng mit den lustigen Geschichten aus Alfeld verbunden. Sie sollen hier anklingen, denn man kann wirklich sagen, was wäre Alfeld ohne den Einfallsreichtum der Gebrüder Hasselberg gewesen. Die Familie Hasselberg siedelte zwar vom Marktplatz zur Holzerstraße über, aber da sie am Alfelder Markt geboren sind, sollen auch hier einige ihrer lustigen Geschichten erzählt werden.
Für die Gebrüder Hasselberg war an den Feierabenden der Stammtisch im Ratskeller auch ein Anziehungspunkt, an dem sie ihre wirklich einmaligen Ideen zum Besten gaben.

Der Aufmarsch

Die Fahrten der Gebrüder Hasselberg hatten neben ernsten Geschäften meistens einen fröhlichen Charakter.
Nach 1933 kommen Hasselbergs nach Kalefeld, sie wollten die Bauern dort einmal abkassieren und treffen einen Bauern, der gerade mit seiner Miste beschäftigt ist.
Irgendwie saß ihnen der Schalk im Nacken und impulsiv sagt Willy Hasselberg: „Herr Oberstleutnant, dies wäre der geeignete Balkon, von dem der Ministerpräsident Göring hier sprechen könnte, er kann von hier den Vorbeimarsch der Sechserreihen gut abnehmen“.
Sein Bruder August war in diesem Falle der Herr Regierungspräsident und fand den Vorschlag ausgezeichnet. Natürlich müssten im ganzen Dorf sämtliche Misten mit Tannengrün abgedeckt werden. Hasselbergs marschierten weiter im Dorf, und der Bauer hatte nun die Grepe weggeschmissen und inzwischen die maßgeblichen Leute des Dorfes in der Krugwirtschaft von Nolte zusammengetrommelt. Ganz Kalefeld sollte schon in den Diskussionen umgekrempelt werden, das hatten ja auch die Gebrüder Hasselberg gewollt.
Als sie nun den Saal betraten, der schon voll von blauem Dunst war, drehten sich die Gespräche um einen Aufmarsch von mindestens 50.000 Mann. Das Dorf war sich immer noch mit seinem Rat nicht klar darüber, warum nun ausgerechnet Kalefeld ausgewählt war. Doch alle Pläne endeten beim Erscheinen der Gebrüder Hasselberg, die mit dem Wirt bekannt waren, mit einem schallenden Gelächter und einem fürchterlichem Besäufnis.

Der Zirkuskauf

Die Geschichten von der Musterung durch den Herrn Oberstleutnant und vom Kaufeines neuen Ford und seiner Abholung in Köln (die Reise mit Wilhelm Pralle dauerte vier Tage), zeigen, wie sehr ihnen der Schalk immer im Nacken saß. So war es auch beim Zirkuskauf. An einem glühendheißen Sommertag trifft August Hasselberg den durch seine frühere Tätigkeit in der Firma Füllberg bekannt gewordenen Möbelfahrer Köhns. Er war gerade arbeitslos und auf dem Wege zum Stempeln. August Hasselberg hatte einen dringenden Auftrag für ihn, er müsse schnell zu Zigarren-Möhle nach Everode und berichten, dass der Zirkus-Kauf in Ordnung gegangen wäre. Er möchte die 40.000 Mark abholen, bis 5 Uhr müsste das Geld da sein.
Köhns fährt los, das Ehepaar Möhle hat Sinn für Humor, macht ein großes Paket zurecht und packt Zeitungspapier ein. In dieser Zeit kann der Bote sich stärken und meint nun, das Geld mitzunehmen. Herr Köhns kommt stolz in Alfeld an, und Frau Hasselberg bleibt nichts anderes übrig, als mit einem
Trinkgeld die Sache zu bereinigen. Die Herren waren natürlich nicht anwesend.

Die Prüfungskommission

Hasselbergs guter Nachbar war Schorse Glenewinkel in der Holzerstraße – auch bekannt unter dem Namen Schorse Pepperminz. Eines guten Tages erhielt er den Auftrag, die Kutsche anzuspannen, und Hasselbergs brachen nach Brünighausen zu Müller Mädge auf. Hier fungierten sie als Kontrolleure des Finanzamtes. Sie gaben an, in Erfahrung gebracht zu haben, dass so einiges im Mädgeschem Betrieb nicht stimmen sollte. Bei der Familie herrschte natürlich die entsprechende Aufregung, und es war von entscheidender Bedeutung, die Sympathien der Herren zu gewinnen. Dieser Weg ging natürlich nur über die Mädge’sche Rauchkammer. Frau Mädge musste entsprechend mit Schinken und Mettwurst auffahren und Hasselbergs als gestrenge Prüfungskommission machten die Sache natürlich immer spannender mit dem Vergehen, aber angesichts des Frühstücks sicherten sie eine wohlwollende Behandlung der Sache zu. Sie verließen das Haus des deutschen Hermanns, der nun immer in Sorge schwebte, was wohl passieren würde. Aber er kommt eines Tages mit seinem Planwagen nach Alfeld und erhält hier die Aufklärung, dass die Prüfungskommission aus den Gebrüdern Hasselberg bestanden hat.

Der Telefonanruf

Zu Beginn der dreißiger Jahre spielten natürlich auch gewisse politische Dinge eine Rolle.
Einer der bekannten Persönlichkeiten Alfelds war der damalige Stahlhelmführer und Tierarzt Dr. Bernhard Jeitner. Auch er wurde zum Opfer der Hasselbergschen Spottlust auserkoren.
Hasselbergs saßen im Ratskeller und sahen Dr. Jeitner mit seinem Wagen über den Marktplatz fahren. Ihnen kam der rettende Gedanke, doch einmal schnell eine Kuh bei Arnemann in Ammensen kalben zu lassen. Der Oberkellner Heyse wurde beauftragt, die Bestellung bei Dr. Jeitner zu machen. Hasselbergs saßen nun schon in Spannung, dass Dr. Jeitner nun gleich wieder nach Ammensen starten würde. Richtig, die Sache hat geklappt. Dr. Jeitner fuhr los, um bei der Kuh das Kalb zu holen. Bei der Ankunft in Ammensen war aber kein Tierarzt bestellt und notwendig. Dr. Jeitner merkte, dass er einem Schabernack zum Opfer gefallen war. Das wollte er sich natürlich nicht bieten lassen, und richtig, vermutete er. dass die „Übeltäter“ im Ratskeller zugegen seien. Da saßen auch die Gebrüder Hasselberg, und Dr. Jeitner fragte Herrn Heyse: „Haben Hasselbergs telefoniert, wie lange sind sie schon hier“?
Oberkellner Heyse konnte mit ruhigem Gewissen behaupten, dass Hasselbergs nicht telefoniert hatten. Aber Dr. Jeitner kam die Sache doch spanisch vor, und er begab sich eine Treppe höher in die Dienststelle der Polizei. Hier waltete Alfelds Polizeigewaltiger Blickwede, uns Kindern unter dem Namen Blitzewitz bekannt, seines Amtes.
Dr. Jeitner trug sein Anliegen vor und Polizeimeister Blickwede sagte mit Helm und Schakko streng dienstlich im Ratskeller zu Herrn Heyse: „Haben Hasselbergs telefoniert?“. Nein, die haben nicht telefoniert, die haben nur ein paar Biere getrunken und hatten noch einen Herrn hier, der ist aber schon weggegangen“. Selbst die Wiederholung der ganz streng dienstlich gerichteten Anfrage hatte keinen Erfolg. Hasselbergs hatten ja auch nicht telefoniert. Die Polizei hatte Herrn Heyse nicht gefragt, ob er im Auftrage von Hasselbergs Dr. Jeitner angerufen hatte.

Stecknadeln

Die Firma Hasselberg gehörte auf Grund ihrer weitgreifenden Geschäftsbedingungen zu den Firmen in Alfeld, die mit dem Auto ihre Kundschaft besuchte. Ein neuer Buick wurde angeschafft und ein Fahrer gesucht. Die Bewerbung kam von Willy Wendt. Willy Wendt war vorher in der Firma August Vorkefeld-Möbelspedition tätig gewesen. Willy Hasselberg wollte aber erst einen Test, wie man das heute nennt, vornehmen und sagte, „Herr
Wendt, auf dem Bahnhof ist für unsere Firma eine Ladung Stecknadeln eingetroffen. Bitte überprüfen Sie wie viele Stecknadeln die Ladung enthält.“ Willy Wendt, von Traurigkeit auch kein Freund, der aber nachher durch den Krieg beide Hände verloren hat, ging gleich zu August Rasche am Markt und frühstückte ausgiebig zu Lasten der Firma Hasselberg. Bei der Rückmeldung in der Firma Hasselberg wurde er nach dem Ergebnis der Stecknadelzählung gefragt, und erstattete die Meldung: „Bis auf drei Stecknadeln ist alles in Ordnung“, daraufhin erfolgte die Einstellung von Willy Wendt als Fahrer.

Der Elefantentransport

Zu den köstlichsten Geschichten gehört natürlich auch der große Elefantentransport von Berlin nach Alfeld zur Zeit der Luftbrücke. In der Firma Hasselberg erscheint Geschäftsbesuch, ein Sattlermeister aus dem Kreienser Raum, als einer der besten Kunden vorgestellt-, er gebraucht 5 Meter Drell im Jahr und einige Meter Schnur. Und jetzt geht es los: Willi Wendt kommt rein und wird geheimnisvoll gefragt, ob er nun die Gurte nach Langenhagen hingebracht habe. Da ist nämlich eine große Sache im Gange – ein großer Elefant, soll von Berlin nach Alfeld transportiert werden. Es sind schon alle möglichen Versuche unternommen, nur die Elefantenbeine gehen in keine Maschinen hinein. Nun hat man eine große Kistegebaut, in die der Elefant hineingegurtet wird, anders geht es gar nicht. Hasselbergsche Gurte müssen her zum Flug in den großen Höhen.
Der Elefant kommt natürlich nach der Landung in Langenhagen nach Alfeld. Er soll eine Sonderzuteilung für die Bevölkerung werden. Sämtlichen Fleischermeister sind bereits unterrichtet und sämtliche Waschkessel in der Nachbarschaft sind auch schon startklar, damit etwas daraus wird. Angesichts dieses großen Ereignisses kommt dann der berühmte Ausspruch von August Hasselberg: Ich will aber nur von dem ganzen Elefanten ein kleines Stückchen Rüssel in Sauer sehen, denn ich habe vom letzten Mal noch genug“.

Palmen

Für die Gebrüder Hasselberg war an den Feierabenden der Stammtisch im Ratskeller auch ein Anziehungspunkt, an dem sie ihre wirklich einmaligen Ideen zum Besten gaben. Eines dieser Gespräche – natürlich im größten Ernst vorgetragen – drehte sich um die kath.-Kirche. Mit glaubhaftester Mine erklärten sie, dass der Gärtnereibesitzer Alfred Klapproth (Nachbar der Kirche in der Bismarckstraße. Anm. der Red.) nun die Genehmigung habe, die kath.-Kirche als Palmenhaus zu nutzen. Dem in der Nähe sitzenden Kirchenvorsteher Klotz sollte auf diesem Wege klargemacht werden, dass er nun aktiv werden musste.
Die Sache ließ Herrn Klotz wirklich keine Ruhe, er suchte um Mitternacht den Herrn Pastor auf und störte ihn aus dem Schlaf, um zu erfahren, ob die Sache auf Wahrheit beruhte. Natürlich war nichts davon wahr, aber August und Willy Hasselberg hatten doch wieder einmal für die Unterhaltung im Keller gesorgt.

Die Totenfrau

Eine nächtliche Ruhestörung erlebte auch die Familie Balzer, Fischhandlung in der Leinstraße. Es war zwar etwas makaber, denn auf Veranlassung der Gbr. Hasselberg klingelte die Totenfrau Kelle mit der Mitteilung, sie habe die Nachricht erhalten, Herr Balzer sei gerade eingeschlafen. Sie wurde belehrt, dass Max Balzer zwar gerade eingeschlafen sei, aber ihre Dienste nicht benötigt würden, da er wohl den Rausch ausschlafen müsste.

Weitere Streiche der Gebrüder Hasselberg finden Sie auch hier. Wir haben die Streiche von unterschiedlichen Erzählern. Teilweise sehr interessant die unterschiedlichen Versionen zu den gleichen Streichen…