Gebrüder Kappe & Co.

Nach dem Bau der Eisenbahnstrecke entstand auch ein Betrieb, dessen Gebäude heute noch den Bahnhofsvorplatz prägen. Er verband alte ackerbauliche Traditionen mit modernen Fertigungsweisen. Die Maschinenfabrik der Gebrüder Kappe wurde im Jahre 1857 von Friedrich und Karl Kappe gegründet. Friedrich Kappe begann am 20 .11. 1857 im späteren Papeschen Haus auf der Leinstraße mit der Einrichtung einer Schmiede und anderer Räume zu Schlosserei- und Maschinenbauzwecken.

Kappe spezialisierte sich auf den Vertrieb landwirtschaftlicher Geräte, besonders von Pflügen, die er zunächst überwiegend aus England einführte und dann, auf hiesige Verhältnisse angepaßt, selbst baute. Er konstruierte verbesserte Pflüge, Häckselmaschinen, Rübenschneider und Dezimalwaagen, später kamen Göpel und Göpeldreschmaschinen hinzu. Dazu reichte aber das Grundstück nicht mehr aus. Kappe siedelte 1863 schließlich an den Bahnhof um und richtete seine neue Fabrik auf Dampfbetrieb um.

1998

Die Altgebäude der landwirtschaftlichen Maschinenfabrik von Kappe (1998), unmittelbar vor deren Abriss.

1998

Mit Louis Happe trat 1863 ein neuer Partner in die Firma ein. Man begann mit dem Bau von Dampfdreschmaschinen, fertigte u.a. Ringelwalzen mit Fahrvorrichtung, Drillmaschinen und Mähmaschinen an. Nach und nach erweiterte das Unternehmen seine Produktionsstätten, so besonders 1873. Es beschäftigte damals 46 Arbeiter. Immer neue Fabrikate kamen hinzu, beispielsweise 1879 die ersten Feldbahnen für die Landwirtschaft und die Industrie, Molkereimaschinen und -einrichtungen und 1889 begann man die Herstellung von Maschinen für die Korkindustrie.

Um das Jahr 1900 baute man neue Hallen, zum Teil auch zur besseren Präsentation der Produkte. Von den aufgenommenen Artikeln seien noch verbesserte Handgeräte wie der Häufel- und Rübenpflug genannt. 1907 konnte die Firma die 600. Dampfdreschmaschine liefern und seit 1899 brachte sie im Jahresdurchschnitt etwa 300 Mähmaschinen und rund 80 Drillmaschinen auf den Markt. 1906 fertigte sie 785 Rüben schnei der an und verkaufte ungefähr 50 Kartoffelroder. Das Betriebsgrundstück erhielt noch kurz nach dem I.Weltkrieg mit dem von Gropius und Meyer erbauten Hochhaus seine letzte bedeutende Erweiterung, bis dann mit der Inflation die Betriebsaufgabe erfolgte. Die landwirtschaftliche Maschinenfabrik Gebrüder Kappe & Co. ist in Bezug auf ihre Entstehungszeit und ihr Handels- und Fertigungsprogramm typisch für die große Umwandlung in der bäuerlichen Betriebstechnik.

Krantransport mit altem Schlepper von der Landmaschinenfabrik Kappe zur Papierfabrik in den 1940er Jahren.

Der letzte große Bau von Kappe ist ein Werk von Walter Gropius und wurde später teilweise umgestaltet, hier eine Aufnahme aus dem Jahr 2008. Der Anbau in der rechten Bildhälfte gehört ursprünglich nicht dazu.

 

Gesamtansicht 2008

Der letzte große Bau von Kappe ist ein Werk von Walter Gropius und wurde später teilweise umgestaltet, hier eine Aufnahme aus dem Jahr 2008. Der Anbau in der rechten Bildhälfte gehört ursprünglich nicht dazu.   Gesamtansicht 2008

Werbung aus dem Jahre 1934

Quelle: Text: Lebendige Vergangenheit – Alfeld im 19. und 20. Jahrhundert – Gerhard Kraus
Fotos: www.alt-alfeld.de & Gerhard Kraus