Kaiserhof

Die Geschichte des Kaiserhof

Gesellschaftstreff – Theaterbühne – Boxarena – Supermarkt

Der Kaiserhof war für das städtische Kultur- und Geschäftsleben seit Beginn des 20. Jahrhunderts der zentrale Punkt. In seinem Saal fanden vielerlei Veranstaltungen wie Tanz- und Konzertabende, Ausstellungen, Theateraufführungen und sogar Boxkämpfe statt. Des Weiteren war das Haus bereits vor dem 1. Weltkrieg mit Fremdenzimmern, elektrischer Beleuchtung, Dampfbad, und einer Garage für Automobile ausgerüstet.
Der Gebäudekomplex musste aus Gründen der Baufälligkeit im Jahre 1996 abgerissen werden.

Anhand einer kleinen Chronologie & anderer Rubriken zeigen wir die wechselvolle Geschichte dieses altehrwürdigen Gebäudes. Sicher hätte dieses Gebäude ein anderes Ende verdient, aber lesen Sie selbst, manchmal ist so ein Ende unumgäglich, wenn nicht sogar von der Geschichte vorprogrammiert…

Jeden Morgen um 9 Uhr kam der damalige Landrat Wilhelm Hinsche zum Frühstücken vorbei: Hühnerbrühe und ein Mettwurstbrot. Mittags gab es 600 feste Bestellungen. Der Gildeverlag, Behrens, FCH und viele mehr bezogen ihre Mahlzeiten aus der Kaiserhof-Küche. Für den damals 16jährigen besagten Alfelder bedeutete das einen 16-Stunden Tag.

Treffpunkt aller Schichten
Damals war der Kaiserhof noch ein Backsteinbau mit verspielten Erkern und einem kleinen Türmchen an der Ecke von Ziegelmasch und Bahnhofstraße. Noch fünf Jahre und dann wurde der ganze Komplex umgestaltet. Die Außenfassade wich
einer schlichten, schnörkellosen weißen Verputzung, innen entstand ein Supermarkt. Bei den Abrissarbeiten, die im Mai
1996 begannen und ca. vier Wochen dauerten, kam folgende Notiz zum Vorschein: Von Juni 1964 bis Mai 1965 dauerte der Umbau“. Das hatten die Bauarbeiter in den frischen Putz geritzt.
Vorher war der Kaiserhof Restaurant und noch früher zusätzlich auch Hotel, ehe die oberen Stockwerke zu Wohnungen umgebaut wurden. Die Pächter waren lange Zeit die Familie Henne, ab 1950 dann Familie Lange.
Ein großer Saal, ein kleiner, eine große Gaststube, das Jägerzimmer, ein bewirteter Wintergarten, der später zur Küche umgebaut wurde, ein Eckzimmer. Das ist die Auflistung der Räume des Erdgeschosses. Dazu kam noch der „Leinekeller“ im Untergeschoß. Zählt man alle Sitzplätze zusammen, kommt man auf ca. 750 Gäste, die gleichzeitig hätten beköstigt werden können. Allein der große Saal fasste bei Tanzveranstaltungen 350 Gäste, bei Theatervorstellungen, dicht bestuhlt, sogar bis zu 700.
Dieser Saal wurde für fast alle wichtigen gesellschaftlichen Ereignisse genutzt. Der Theaterverein beispielsweise nutzte die große Bühne für Aufführungen, der Postsportverein zeigte Boxkämpfe, die Alfelder Vereine veranstalteten, diverse Bälle, kurz, der Kaiserhof war der Veranstaltungsort in Alfeld. Sogar Radiosendungen wurden von hier übertragen und jeder Künstler des Showbusiness, der etwas auf sich hielt, machte Station im Kaiserhof.

Zur Historie
Viele Geschichten ranken sich um das Gebäude, viele persönliche Erinnerungen hat jeder Alfelder an diesen Ort. Um die Jahrhundertwende wurden von der Firma Menge an der Ziegelmasch, einer Dammaufschüttung, einige große Bauten errichtet. Die expandierende Stadt dehnte sich aus. Eines der Gebäude war das 1901 eingeweihte „Hotel Kaiserhof“. Ein stattlicher Komplex von zwei Gebäudetrakten und einem langgezogenen Saal.
Schon bald ließen sich Risse in den Mauern ausmachen. Die Bauherren hatten auf Sand gebaut. Man sah, wie sich das schwere Gebäude nach und nach absenkte.

In den letzten Jahren wurde der Zustand immer schlimmer. Ließ man im Supermarkt beim Griff ins Regal den Einkaufswagen einen Moment aus den Augen, verselbständigte sich dieser auf der Stelle. An einen Erhalt des alten Kaiserhofs sei nicht zu denken gewesen, erläuterterte der damalige Planungsamtsleiter, die Abrissarbeiten. Auch wenn nach seiner Meinung die architektonische Qualität mit einem Neubau nicht wieder hergestellt werden wird.


Die frühen Jahre

um 1900
…nicht viel älter…
1920er Jahre
1927
1958
…1960er Jahre